Der Prozess gegen den ehemaligen VfL-Profi Raymond Kalla weitet sich aus

0013994966-0050307600.JPG
© WAZ

Der Auftritt vor Gericht geht für den ehemaligen VfL-Profi Raymond Kalla (32) weiter. Eine Verlängerung, die der Fußballer aus Kamerun wohl gerne in Kauf nehmen dürfte, wenn er denn dafür mit einem blauen Auge davonkommen sollte. Im Prozess um nicht versteuertes Handgeld meldete sich Kalla gestern ausführlich zu Wort. Er sprach über seinen Wechsel zum VfL im Jahr 2002, über seine Zeit in Bochum - und darüber, dass er selbst mit den Zahlungs-Modalitäten nichts zu tun gehabt habe. Dafür aber der VfL Bochum umso mehr - davon geht zumindest die Staatsanwaltschaft aus. "Es laufen Ermittlungen gegen den VfL", bestätigte Staatsanwältin Stephanie Koch. Namen wollte sie nicht nennen, aber dem Prozessverlauf war zu entnehmen, dass die Aufsichtsrats-Verantwortlichen Werner Altegoer und Heinz Hossiep ins Visier der Ermittler geraten sind.

Raymond Kalla beugte sich nach vorne und verlas eine Einlassung, die er zusammen mit seinem Verteidiger Dr. Martin Meinberg niedergeschrieben hatte. Darin tauchten Sätze auf wie dieser: "Meine schönsten Tage als Fußballer habe ich in Bochum verbracht." Dabei wirkte er weder extrem locker noch extrem angespannt, eher abgeklärt.

Er machte kein Geheimnis daraus, für seinen Wechsel zum VfL Handgeld vom Verein erhalten zu haben, das sei auch vereinbart gewesen. "Meine Lohnansprüche waren eine Million bei Vertragsunterzeichnung und 400 000 Euro pro Saison." Er habe immer über Nettobeträge gesprochen, betonte Kalla, denn er habe sich ja nicht mit dem deutschen Steuersystem ausgekannt. Wie vor Gericht zu hören war, sollen dann rund 640 000 Euro Schwarzgeld, sozusagen zur Begrüßung, geflossen sein - dazu 30 000 Euro brutto jeden Monat als Gehalt, das aber von den Anschuldigungen unberührt.

Bekanntlich wirft die Staatsanwaltschaft dem Spieler bzw. jetzt auch dem Verein vor, das Handgeld am Finanzamt vorbei geschleust zu haben. Es soll auf das Konto eines Spielervermittlers in Monaco überwiesen worden sein. "Das ist über einen Scheinvertrag geregelt worden", sagt Staatsanwältin Stephanie Koch. In vier Raten, so gab es auch Kalla selbst zu, habe besagter Spielervermittler das Geld an den Fußballer weitergereicht.

Der Prozess vor dem Schöffengericht macht deutlich, dass diverse Leute in die Karriere des Profis involviert gewesen sein dürften. Es tauchen verschiedene Namen von Spielervermittlern und Beratern auf. "Ich habe unterschrieben und bin gegangen", so Kalla in seiner Erinnerung an Vertragsverhandlungen in einem Pariser Hotel mit dem VfL Bochum und Beratern.

Während Kallas Urteil am Donnerstag verkündet werden soll, laufen die Ermittlungen gegen den VfL Bochum weiter.

Weiterer Bericht Hauptsport