23-Jähriger muss 900 E Geldstrafe zahlen, weil er in einem ehemaligen Bahn-Gebäude Kupferkabel gestohlen hatte

Der Diebstahl von Kupfer, sagte Richter Dr. Axel Deutscher an einer Stelle des Prozesses, sei mittlerweile "eine nicht ungängige Masche". Der Marktwert für einen Kilo Kupfer soll bei fünf bis sechs Euro liegen. Ein 23-jähriger gebürtiger Wattenscheider hatte sich in einer Lagerhalle der ehemaligen Bundesbahn-Gepäckabfertigung Bochum-Nord gleich zwei Reisetaschen mit Kupferkabeln vollgestopft und diese Beute dann zu Bargeld gemacht. Erlös: Knapp 150 E. Er gab damals in der Tatnacht im August 2006 zwar noch mehr Kupfer in der Halle. Aber, so der Angeklagte gestern vor dem Schöffengericht: "Ich hatte beide Reisetaschen voll, das hat mir gereicht."

Der angehende Dachdecker wurde zu 900 E Geldstrafe (90 Tagessätze) verurteilt. Damit war er sehr gut bedient. Denn wenn die Anklage im vollen Umfang zu beweisen gewesen wäre, hätte es wohl eine Freiheitsstrafe gesetzt. Die Staatsanwaltschaft hatte ihm vorgeworfen, auch in den Technikraum des alten Bahn-Gebäudes eingebrochen und aus einem Schaltschrank eine Potenzialausgleichsschiene abmontiert zu haben. Zudem soll er zehn Stränge Kupferkabel von einem bis 1,5 Meter Länge abgesägt haben. Ein Bahn-Techniker gestern als Zeuge: "Der Raum war total demoliert." Dadurch waren damals Bahn-interne Fax- und Telefoneinrichtungen ausgefallen. Außerdem sollen teilweise Signalanlagen für den Rangierbetrieb im nahegelegenen Hauptbahnhof nicht mehr funktioniert haben.

Aber beides konnte jetzt vor Gericht nicht auf das Sündenkonto des Angeklagten gebucht werden. Die Signalstörungen waren gar nicht nachweisbar. Und was den Telefonausfall angeht (der nachweisbar war), bestritt der 23-Jährige, am Tatort irgendetwas abgebaut zu haben. Also muss wohl kurz vor ihm ein weiterer, unbekannter Täter dort gewütet haben. Diese These konnte man ihm vor Gericht nicht widerlegen. Auch wenn das Gericht sagte: "Wir haben Zweifel, ob Sie das nicht doch gemacht haben." B.Ki.