Laut Gericht hatte das zusätzliche Geheimgehalt für den Ex-VfL-Profi Kalla "System" gehabt - "wohldurchdacht und wohlorganisiert". Strafverteidiger betonte aber: "Dieses Modell kam nicht von Herrn Kalla"

"Wir wissen alle", sagte Staatsanwältin Stephanie Koch im Plädoyer im Kalla-Prozess, "dass Fußball ein knallhartes Geschäft ist, in dem es um materielle Interessen geht." Vereine seien heute "Unternehmen". Und der VfL Bochum spiele "da sicher nicht im ersten Rang mit". Deshalb kam es nach ihrer Überzeugung zu der Steuerhinterziehung, um den Spieler überhaupt finanzieren zu können. Zumal: Als Kalla ein Thema wurde, spielte der Verein noch in der 2. Liga.

20 Monate Haft auf Bewährung beantragte Stephanie Koch für Kalla. Und dem folgte am Ende auch das Gericht. Richter Dr. Karl-Heinz Bösken schilderte im Urteil noch einmal den ganzen Ablauf: Demnach habe sich Kalla im Mai 2002 in einem Hotel am Pariser Flughafen mit dem damaligen Sportlichen Leiter des VfL, Heinz Knüwe, und VfL-Vorstand Ansgar Schwenken sowie mit einem Berater und drei Spielervermittlern getroffen. Kalla habe neben seinem offiziellen Gehalt (30 000 E brutto im Monat für drei Jahre) weitere 930 000 E verlangt. Netto. Im Glauben, dass er das auch erhalten würde, habe er "blind" einen Vertrag mit dem VfL unterschrieben und sei unter großem Zeitdruck ins Flugzeug der kamerunischen Nationalmannschaft Richtung WM in Japan gestiegen. Später, als er dann wirklich als Profi beim VfL spielte, habe er tatsächlich Geld des VfL neben seinem Monatsgehalt erhalten. Der VfL habe ihm (obwohl davon nichts im Vertrag gestanden habe) erst 50 000 E überwiesen. Dann sollen weitere, als Prämie getarnte 880 000 E an einen Spielervermittler in Monaco geflossen sein. Nach Überzeugung der Justiz war das ein Scheinvertrag. Denn der Vermittler habe von den 880 000 E in vier Raten 640 000 E an Kalla weiterüberwiesen - ohne Wissen des Bochumer Finanzamtes. Der Differenzbetrag könnte teilweise eine Abstandszahlung an den FC Portsmouth gewesen sein, der mit Kalla vorher einen Vorvertrag geschlossen haben soll. Wie auch immer: Der Umweg des Extra-Lohnes an Kalla habe jedenfalls "System" gehabt, so Dr. Bösken - "wohldurchdacht und wohlorganisiert". Mit dem Ziel, "Schwarzlohn-Zahlungen" an Kalla zu ermöglichen.

"Dieses Modell kam nicht von Herrn Kalla", sagte dessen Anwalt Dr. Martin Meinberg. Überhaupt sei Kalla "Verlierer auf der ganzen Linie". Anfangs habe er sogar 1,05 Mio E netto nebenbei gefordert. Am Ende habe er 640 000 E erhalten. Und: "Jetzt hat er ein Strafverfahren am Arsch. Meine These: Schlecht gelaufen." Kalla sei "unendlich naiv" gewesen.

Auf die Schliche gekommen war die Staatsanwaltschaft dem einst bärenstarken Verteidiger Kalla durch Ermittlungen gegen einen früheren, bereits 2006 verurteilten Ex-Funktionär des VfL. B.Ki.