Pächter melden ihren Mineralölkonzernen täglich aktuelle Preise der Konkurrenztankstellen In der Aral-Zentrale wird über Preisveränderungen auch für "Teilmärkte" - etwa einem Stadtteil - entschieden
MITREDEN! WAZ LESEN! WER BESTIMMT DIE BENZINPREISE WIRKLICH?Es ist ein scheinbar undurchdringliches Dickicht: Die Entwicklung der Benzinpreise. Da drängt sich leicht die Frage auf, wer denn eigentlich der Bösewicht ist, wenn es mal wieder nach oben geht. Sind es die bösen Ölscheichs, die Mineralölkonzerne oder vielleicht doch der Staat, der über die Mineralölsteuer kräftig abkassiert. Der Bochumer WAZ-Leser Hermann Knirsch möchte es genau wissen. Seine Frage: "Wer bestimmt die Benzinpreise wirklich?"
Vielleicht hat sich Hermann Knirsch in diesem Zusammenhang ja auch an den lokalen Preiskrieg erinnert, der vor Jahren auf der Herner Straße tobte. Direkt gegenüber einer Markentankstelle hatte eine Freie Tankstelle eröffnet. Beinahe täglich gingen die Preise runter und wieder rauf . Für die Autofahrer nicht nur ein Segen. Das genaue Studium der Preise war nötig. Und so wechselten mit den Preisen auch die Längen der Autoschlangen vor den jeweiligen Zapfsäulen.
Was beinahe wie Preis-Anarchie aussieht, ist für Aral-Sprecher Detlef Brandenburg der ganz normale Alltag im Wettbewerb um den Autofahrer. "Unsere Tankstellenpächter schauen mehrmals täglich nach, wie sich die Preise bei der umliegenden Konkurrenz entwickeln." Die Zahlen werden über ein spezielles Computersystem an die Aral-Zentrale an der Wittener Straße gemeldet.
Dort entscheidet eine eigene Preisabteilung, wie auf die Entwicklung zu reagieren ist. Die Fachleute sprechen von Teilmärkten. So erkläre sich auch, dass der Benzinpreis etwa in einer Stadt bei einem Unternehmen durchaus um einige Cent variieren könne.
Die grundlegenden Faktoren allerdings werden durch die Kosten für Benzin und Diesel an Europas größtem Umschlagplatz für Kraftstoffe in Rotterdam bestimmt. "Dieser Preis ist von den Faktoren wie Rohölpreis, Dollarkurs und der Situation auf dem Weltmarkt abhängig", so Brandenburg. Aral oder andere Unternehmen könnten diese Vorgaben nicht beeinflussen.
So setzt sich etwa ein Literpreis von 1,47 Euro folgendermaßen zusammen. Den größten Anteil nehmen mit 50,12 Prozent Mehrwertsteuer, Minaralölsteuer und EBV (Beitrag für den Erdölbevorratungsverband) in Anspruch. Es folgt der Produktpreis (36,44 vH), die Ökosteuer (10,37 vH) und die Marge (3,06 vH). Allein die Marge, die sich aus Kosten, Provision und Gewinn zusammensetzt, kann ein Mineralölkonzern beeinflussen. Bei Aral sei ein Gewinn von 0,5 bis 1 Cent pro verkauftem Liter Kraftstoff angepeilt.