Geehrt fürs Ehrenamt: Erika Banaschak wollte auch nach der Rente etwas Sinnvolles tun.Bei der "Aufsuchenden medizinischen Hilfe Bochum" fand sie ihre Traumstelle - als Ehrenamtliche
WAZ-MONTAGSGESPRÄCHHELFEN OHNE LOHNSeit sieben Jahren engagiert sich Erika Banaschak (67) ehrenamtlich in dem Verein "Aufsuchende medizinische Hilfe Bochum". WAZ-Mitarbeiterin Larissa Mohar sprach mit der Rentnerin über ihren Einsatz für Hilfsbedürftige.
Warum engagieren Sie sich ehrenamtlich?
Banaschak: Ich war 40 Jahre im Bergmannsheil als Krankenschwester tätig. Als ich in Rente ging, habe ich mir überlegt, was machst du mit diesem Wissen und mit der Freizeit. Für mich war klar, dass ich etwas Sinnvolles tun will.
Wie arbeitet der Verein?
Banaschak: Vier Ärzte und zwei Krankenschwestern halten die Sprechstunden ehrenamtlich ab. Wir bieten mindestens eine Sprechstunde pro Tag in verschiedenen Einrichtungen, z.B. der Suppenküche, an. Das ist alles kostenlos, weil wir ein privater Förderverein sind. Außerdem gibt es in Bochum eine Reihe von niedergelassen Ärzten, die unsere Patienten ohne Honorar versorgen. Manchmal fehlt unseren Klienten einfach nur die Praxisgebühr oder sie können die Rezeptgebühr nicht bezahlen. Da haben wir die Möglichkeit, Gutscheine auszustellen.
Wie sieht Ihre Arbeit aus?
Banschak: Wir haben z.B. in der Suppenküche einen Raum, da gibt es Medikamente und eine Untersuchungsliege. Wenn jemand kommt, der erkältet ist, bekommt er die erforderliche Arznei und wir bitten ihn, zur nächsten Sprechstunde wiederzukommen. Ist der Befund bedrohlich, z.B. bei einer Lungenentzündung, dann schicken wir den Patienten ins Krankenhaus oder zu einem Facharzt. Wir stellen auch die Kontakte zu Ärzten her: Viele Kranke haben Angst, in eine Praxis zu gehen, weil sie sich dort stigmatisiert fühlen. Denen muss man dann Mut machen. Bei manchen hat man auch das Gefühl, dass sie kommen, um mal zehn Minuten reden zu können.
Wie ist die Rückmeldung von den Hilfesuchenden?
Banaschak: Die meisten bedanken sich. Es ist einfach schön, zu erleben, dass die Patienten froh sind, wenn man normal mit ihnen spricht und sie so annimmt, so wie sie sind.
Was ist Ihre positivste Erfahrung durch das Ehrenamt?
Banaschak: Wir hatten mal einen Klienten mit einem entzündeten Finger, an dem noch der Ehering steckte, den wir nicht abbekamen. Den Mann habe ich dann zu einem Juwelier geschickt und der hat ihn kostenlos abgemacht. Was ich auch sehr positiv finde, ist, dass Geschäftsleute uns mit Sachspenden unterstützen. Es tut gut, zu erleben, dass die Menschen nicht so kalt und desinteressiert sind.
Ist es bereichernd, ehrenamtlich tätig zu sein?
Banaschak: Ja, auf alle Fälle. Man weiß, wofür man morgens aufsteht. Wenn ich aus der Sprechstunde komme und weiß: So, dem hast du heute auf den richtigen Weg geholfen, dann ist das einfach toll. Wenn man plötzlich nur noch den Rasen mähen soll, wird das schwierig. Jetzt kann ich etwas bewegen.
Sehen Sie in den letzten sieben Jahren eine Entwicklung bei Ihrem Engagement?
Banaschak: Man kann deutlich sagen, dass der Zulauf nach der Hartz-Reform zugenommen hat. Viele Leute sind sehr arm. Deshalb haben wir unsere Satzung geändert, behandeln nicht nur Wohnungslose, sondern alle Bedürftigen.
Was sollte man mitbringen, wenn man sich ehrenamtlich engagieren möchte?
Banaschak: Ich denke, dass alle Fähigkeiten irgendwo gebraucht werden. Der eine kann gut organiseren, der andere gut mit Kindern umgehen oder hat, wie ich, eine gewisse medizinische Vorbildung. Es gibt so viele Tätigkeiten, wo man sich einbringen kann. Ich kann jedem nur empfehlen, sich eine Aufgabe zu suchen, die einem Freude macht.
Wieso ist ehrenamtliches Engagement wichtig?
Banaschak: Eine Gesellschaft ohne Ehrenämtler würde nicht funktionieren, da müssten viele Einrichtungen geschlossen werden. Das Ehrenamt ist der Leim, der unsere Gesellschaft zusammen hält.