Das große Instrument mit der tiefen Stimme steht im Mittelpunkt des Konzerts der Bochumer Symphoniker

Die Rolle des Kontrabasses im Orchester spielt sich in einer gewissen Anonymität ab. Er sichert dem Orchesterspiel ein Fundament ohne durch eine besonders profilierte Klangfarbe aufzufallen. Aber schon Wolfgang Amadeus Mozart und in der Folge Ludwig van Beethoven wiesen dem Tiefsten der Streichinstrumente spezielle Farbeffekte zu. So hat etwa das Donnergepolter der Bässe im Gewitter der "Pastorale" historische Bedeutung. Zu hören war diese "Symphonie Nr. 6 in F-Dur op. 68" von Beethoven im Konzert der Symphoniker am Donnerstagabend im Schauspielhaus.

Der Kontrabass stand an diesem Abend im Mittelpunkt des Konzertgeschehens. Aufgeführt wurde "Primus" - Konzert für Kontrabass und Orchester von Moritz Eggert. Eggert ist der "Composer in Residence" des Orchesters in der laufenden Konzertsaison. Sein Kontrabasskonzert hat er dem Musiker Nabil Shehata gewidmet. Shehata ist derzeit der 1. Solokontrabassist der Berliner Philharmoniker, er ist mit zahlreichen renommierten Preisen ausgezeichnet und konzertiert regelmäßig mit so charismatischen Musikerpersönlichkeiten wie Thomas Quasthoff, Elena Bashkirowa oder Daniel Barenboim. Er war der Gastsolist des Abends. Moritz Eggert sagt zu seiner Komposition, dass es ihn gereizt habe, aus dem ewig Letzen oder Untersten des Orchesters den Primus zu machen. In "Primus" arbeite sich der Solist wie ein Dinosaurier aus dem primalen Urschlamm hervor. Ähnlich wie diese Beschreibung entbehrt das Konzert nicht einer gewissen Ironie sowie witzigen und humorvollen Passagen.

Wenn der Dirigent den Einsatz gibt, steht der Solist noch in einer Reihe mit den BoSy-Bässen und geht erst zur Musik auf den Solistenplatz. Im Laufe des Stücks erklingen mal impressionistische, mal avantgardistische, mal jazzige Klangfarben, aber man hat den Eindruck, dass alles mit einem kleinen Augenzwinkern vor sich geht. Und so wie der Kontrabassist sich im Mittelteil zum Solisten und gleichberechtigtem Partner des Orchesters vorgearbeitet hat, verschwindet er zum Schluss wieder in der Gruppe der Kontrabässe. Das Publikum unterhielt sich offensichtlich gut mit diesem reizvollen Stück. Viel Applaus gab es für den Solisten Nabil Shehata, den Dirigenten André de Ridder und das Orchester.

Der Musiker André de Ridder gilt als außergewöhnlicher Dirigent, der gerne auch ungewöhnliche Werkzusammenstellungen präsentiert. Zum Auftakt gab es am Donnerstagabend Claude Debussys "Prélude à l'après-midi d'un faune". Ridder verstand es mit den Farben des Orchesters ein fein schillerndes Klangbild zu malen. In der Beethoven-Symphonie präsentierte er die Symphoniker in - für die BoSy - ungewöhnlicher Aufstellung: erste Violinen links, zweite rechts, Bässe links und dann nach rechts folgend die Celli und die Bratschen. Klanglich ergab sich daraus eine ebenso transparente wie volltönige Tiefenstaffelung.

Allerdings war zu hören, dass das Orchester nicht häufig so spielt. So forderte zum Beispiel der dritte Satz eigentlich einen Zwischenapplaus während etwa das Zusammenspiel im letzten Satz nicht überzeugen konnte.