Vor 50 Jahren beschrieb Karl Leich den Ölbach. In sieben Jahren ist mit einer Umgestaltung zu rechnen.Die Vorbereitungen laufen allerdings seit Jahren auf Hochtouren, wenn auch im Hintergrund
Geduldig führt die Reitlehrerin das Pferd an der Longe. Feiner Sand wirbelt auf. Das Mädchen sitzt ein wenig steif im Sattel. Ein paar Schritte entfernt duckt sich breit das alte Rittergut Heven an das Ufer des Ölbachs. Doch damit ist schon Schluss mit dem Idyll. Der Reiz des Ölbaches an dieser Stelle liegt besonders am modrigen Geruch. Zu allem Überfluss donnert nur ein paar Köpfe über Reitplatz und Rittergut der Verkehr der Universitätsstraße.
Hätte das Karl Leich im Bochumer Heimatbuch 1954 dieses abstruse Ensemble aus Beton-Brücke, Bruchstein-Haus und Reitplatz schon gekannt, sein Aufsatz über den Ölbach wäre womöglich noch deprimierender ausgefallen, als er ohnehin schon ist. Ein Auszug: "Aber auch andere Flüssigkeiten ergossen sich in ihn: Schreckensgewässer aus chemischen Werken und aus Kanälen. O weh, als er diese neuen Gewässer zu schmecken kriegte! Das roch und schmeckte wie Säure, Jauche, Benzol, Salz. Dabei wurde dem armen Bache so schlecht zu Mute, dass er meinte, der Boden sinke unter ihm weg, und er kriegte schweres Erbrechen, ganze Sumpfstrecken voll an der Wieschermühle."
Diesen Eindruck scheint der Gewässergütebericht der Stadt auch gut 50 Jahre später zu unterstreichen. In grellem Gelb leuchtet der Ölbach, wie sich der Harpener Bach nach seiner Vereinigung mit dem Langendreer Bach unterhalb des Ümminger Sees nennt. Gelb bedeutet Gewässergüte 3, "stark verschmutzt". Hier lebt nicht viel, zumal noch die starke Salzbelastung durch die Einleitung des Grubenwassers kommt. Kein anderer Bach in Bochum weist eine so hohe Verschmutzung auf.
Und daran wird sich auch so rasch nichts ändern. Jürgen Knichel, Gewässerschutzbeauftragter der Stadt im Tiefbauamt, rechnet nicht vor 2015 damit, dass der Unterlauf verbessert wird.
Das Prinzip dürfte dabei ähnlich aussehen, wie etwa bei dem ähnlich verschmutzten Marbach im Westen der Stadt. Das belastete Abwasser wird getrennt durch ein Rohrsystem geleitet und der eigentliche Bach einer Renaturierungs-Kur unterzogen.
Das bringt natürlich nicht die Vergangenheit zurück, was sicher auch nicht sinnvoll wäre, denn der Aulbach oder Meeßbach wie der Ölbach in seiner Geschichte auch geheißen hat, floss ehedem durch ein versumpftes Tal. Wobei der Bach sogar je nach Wasserstand sein Bett wechselte und an verschiedenen Stellen in die Ruhr mündete. Dabei lag die eigentliche Quelle dieses Aulbaches in Langendreer Heute noch bekannt ist, dass mindestens sechs Mühlen von der Wasserkraft des Ölbaches angetrieben wurden. Allein das bereits im 11. Jahrhundert erwähnte Rittergut Heven betrieb ein kleines Hammerwerk (Reckhammer) und eine eigene Mühle.
Dazu passt noch einmal der bereits eingangs zitierte Karl Leich: "Einst wurde er (der Ölbach) bei seinem Einzug in die Ruhr von den dort wohnenden Bibern mit frohem Geplätscher begrüßt, lang ist's her."
Die Rückkehr der Biber, so wage ich zu prognostizieren, ist unwahrscheinlich. Aber die eine oder andere Bachstelze würde doch genügen. . .