Im Buddhistischen Zentrum an der Dorstener Straße wird gemeinsam meditiert. Heute kommt der Dalai Lama nach Bochum. Der Einladung des Zentrums wird er wohl nicht folgen können

Im Buddhistischen Zentrum wird Hand in Hand gearbeitet.
Im Buddhistischen Zentrum wird Hand in Hand gearbeitet. "Es rutscht immer jemand anderes auf das Kissen im Unterricht", sagt Meditationslehrer Dietrich Rowek. Foto: WAZ, Michael Korte © WAZ

Die Einladung an den Dalai Lama, der heute Bochum besucht, ist schon lange raus. Das wäre schon ein Ereignis: Seine Heiligkeit meditiert im Buddhistischen Zentrum. "Ich rechne aber nicht damit, dass er kommen wird", sagt Dietrich Rowek, Meditationslehrer an der Dorstener Straße.

Da rechnet Rowek schon ganz richtig, denn die Stationen des Dalai Lama hier in Bochum stehen längst fest.

Die Buddhisten im Bochumer Zentrum hängen auch einer anderen Linie an als der Dalai Lama: Sie folgen der Karma-Kagyü-Linie, eine der vier großen Schulen des tibetischen Buddhismus. Als Linie der direkten mündlichen Überlieferung (Karma Kagyü = mündliche Übertragungslinie) legt sie besonderen Wert auf Meditation und die nahe Verbindung zwischen Lehrer und Schüler. Am Buddhistischen Zentrum werden zwei Mal die Woche Meditationseinheiten angeboten, dazu kommt ein gemeinsames Wochenende im Monat.

Der Dalai Lama gehört der Gelug-Schule an, die auch als "Schule der Tugendhaften" bezeichnet wird, da sie auf Mönchsdisziplin und Zölibat großen Wert legt. "Auch wenn sich die Schwerpunkte in den unterschiedlichen Linien verschieben, so haben alle dasselbe Ziel: Die Erleuchtung", erklärt Dietrich Rowek, der in Hagen als Heilpraktiker tätig ist. Erleuchtung? "Die hat man, wenn man Buddha in sich und in allen Wesen erkennt", verrät der 47-Jährige.

Rowek glaubt, einen solchen Moment schon einmal erlebt zu haben. 1986 sah er den Dalai Lama im schweizerischen Rikon. "Ich flüchtete vor dem Regen ins Zelt und las dort Texte vom Dalai Lama", erinnert sich Dietrich Rowek, "plötzlich war der Schauer zu Ende und ein Regenbogen fiel genau aufs Dach. Das war ein sehr schöner, sehr beeindruckender Moment."

Als junger Mann begann sich Dietrich Rowek zu Beginn der 1980er Jahre für die buddhistischen Lehren zu interessieren, verschlung immer mehr Bücher zum Thema, suchte zunächst Kontakt zu Zentren im Ruhrgebiet, wurde dann Mitbegründer eines Zentrums in Witten. "Die meisten zog es dann aber doch in die Stadt. Wir wollten mehr am Puls der Zeit sein, bevorzugten Uninähe und haben Bochum gewählt", erinnert sich der 47-Jährige.

Vor rund acht Jahren siedelten sich die Bochumer Anhänger buddhistischer Philosophie an der Dorstener Straße an, nachdem sich die Buddhisten lange Zeit in privaten Räumen getroffen hatten. Neben dem regelmäßigen Meditieren werden vor allem Vorträge über Bewusstseinsforschung angeboten. "Worum es da eigentlich genau geht, ist die Frage", sagt Dietrich Rowek, den es immer wieder zu Vortragsreisen in ferne Länder zieht. Nur in Tibet ist er noch nie gewesen, dafür aber in China und auch in Israel.

Hierarchisch strukturiert sei das Buddhistische Zentrum aber nicht, erzählt er, vielmehr greife alles Hand in Hand. Man wechselt sich mit allem ab. "Es rutscht immer jemand anderes auf das Meditationskissen im Unterricht."