Es wurde mehr als ein launiger Schnupperkurs: Zwei Stunden lang tagte am Donnerstagabend, 13.März 2008, der neue Leserbeirat mit der Bochumer WAZ-Redaktion am langen "runden" Tisch im Konferenzraum.

Zum Schluss, nach einer lebendigen Diskussion, schüttelten sich alle die Hände bis zum nächsten Wiedersehen - und das lag nicht nur an den leckeren Bütterchen. Vielmehr daran, dass nicht nur gemeckert wurde, sondern dass auch erste interessante Anregungen für künftige Zeitungsthemen aus den Reihen der "Räte" genannt wurden: etwa über "Altersdiskriminierung".

Zum Auftakt war Fotoredakteur Ingo Otto sogar auf den Tisch gestiegen, um von dort aus ein schlüssiges Gruppenbild des Leserbeirats anzufertigen. Anschließend gab Redaktionsleiter Werner Conrad einen Überblick, wie Leserbeirat und Redaktion künftig miteinander am gemeinsamen Ziel arbeiten können. Einigung wurde sehr schnell darüber erzielt, dass es nicht bei einzelnen Gruppentreffen bleiben soll, sondern dass der Leserbeirat auch "zwischendurch" Kritik und Anregungen der Redaktion zukommen lässt. So können Ideen zeitnah im Blatt umgesetzt werden.

Dann "wanderte" das Wort: Jeder einzelne stellte sich vor, damit jeder wusste, mit wem er es eigentlich zu tun hatte. Das war recht amüsant. Im Schnellgang wurden Lebensläufe ausgebreitet, Berufliches, Familiäres, Hobbys, eine der Frauen sprach offen sogar ihr Altersleiden an. Dabei wurde schnell klar, was die Leserbeiräte eint - ihre Liebe zur Zeitung WAZ.

Wie die Tagesproduktion bei uns abläuft, schilderte Redakteur Michael Weeke aus seiner langjährigen Kenntnis als Reporter, Producer und Layouter. Die beiden Sportredakteure Michael Eckardt und Michael Hinz würzten den Beitrag mit Anmerkungen aus ihrem Ressort.

Dann kam die Stunde der Wahrheit. Seien wir ehrlich. Irgendwie dachten wir ja: Was wollen die von uns und wir von denen. Die neuen Beiräte mochten Ähnliches denken.

Und es begann sofort mit einer Operation am offenen Herzen: Die Rechtschreibung! Warum gibt es noch Fehler. Etwa beim Konjunktiv. Ob das keiner kontrolliert. Conrad schenkte der Runde reinen Wein ein: Das Prinzip sei, jeder Bericht werde gegengelesen, allerdings innerhalb der Redaktion. Also von Kollegen, die seit morgens ebenfalls konferieren, recherchieren, telefonieren, rausfahren zu den Schauplätzen der Ereignisse und schreiben. Nicht selten unter Zeitdruck. Schreiben oder fotografieren für die Bochumer Ausgabe, oft für die Hauptteilseiten, täglich auch für den Internetauftritt DerWesten.de. Fremdworte im Blatt fanden die Leserbeiräte auch nicht lustig. Aber dann hatten wir ein neues Thema: Warum Jüngere nicht mehr wie selbstverständlich zur Zeitung greifen. Klar, die gucken ins Internet, hängen am Handy, "simsen" sich was. Die Zeiten sind eben so. Aber muss das der Verzicht auf Zeitung sein? - Muss nicht. Man müsste den jungen Leute einfach mehr auf die Pelle rücken, aktuelle Abendausgaben kostenlos im Bermuda-Dreieck verteilen oder an der Ruhr-Universität, schlugen die Leserbeiräte vor. Und zum Thema "Altersdiskriminierung" könnte man via Zeitung einen Dialog herbeiführen - zwischen jungen Leuten, etwa aus den Reihen unseres Projekts "Zeitung und Schule", und Senioren, die selbsterlebte Respektlosigkeiten schildern.

Toll. Machen wir.

Fotostrecke: http://www.derwesten.de/nachrichten/staedte/bochum/2008/3/14/news-30659413/detail.html