Dennis Luc (22) ist ehrenamtlicher Mitarbeiter bei der Rosa Strippe und berät schwule und lesbische Jugendliche.Am Samstag wurde das neue Haus der Rosa Strippe in der Kortumstraße 143 eingeweiht
Mit elf Jahren hat Dennis Luc zum ersten Mal gefühlt, dass er anders ist als andere Jungen in seinem Alter. Mädchen interessierten ihn nicht, er dachte an Jungs, bekam dabei einen warmen Kopf, verliebte sich in sie. Was Schwulsein genau bedeutet, erschloss sich ihm damals noch nicht. Es fühlte sich falsch an, als ob mit ihm etwas nicht stimmen würde. "Vier lange Jahre habe ich mit mir gerungen", erinnert sich der heute 22-Jährige. Dann hatte er sein Coming-Out.
Zunächst vertraute sich Dennis seinem Religionslehrer an, von dem er wusste, dass er selbst einen homosexuellen Sohn hatte. Dieser riet ihm, es seiner Mutter zu erzählen. "Aber wie soll man so etwas anstellen?", fragt sich Dennis. Gesagt hat er schließlich gar nichts, sondern er legte der Mutter ein Buch auf den Küchentisch: "Schwul, na und?". Dennis war damals 15 Jahre alt.
Gemeinsam mit der Mutter suchte er eine Beratungsstelle für homosexuelle Jugendliche auf und landete bei der Rosa Strippe. Schnell merkte er aber, dass er sich dort wohl fühlte. Im Jugendcafe? lernte er neue Leute kennen, die genauso "ticken" wie er. Keine blöden Sprüche, keine Fragen, aber jede Menge Zuhörer, die eine ähnliche Geschichte erlebt hatten. "Bei der Rosa Strippe wurde mir geholfen, mit meiner Sexualität umzugehen", erzählt der Bochumer.
Gerade auch, weil er sich unter Gleichgesinnten befand, konnte er seine Homosexualität als normal wahrnehmen, musste sich nicht mehr selbst in Frage stellen. "Im Jugendcafe? haben wir oft politische Diskussionen, es geht nicht immer ums Schwul- oder Lesbischsein", sagt Dennis, der mittlerweile als Ehrenamtler bei der Rosa Strippe seine Erfahrung an junge Menschen weitergibt.
Draußen hatte es Dennis nach seinem Coming-Out jedoch nicht immer leicht. Es gab blöde Sprüche in der Schule und auch während der Ausbildung bei der Deutschen Steinkohle AG rang er lange mit sich, bevor er den Kollegen überhaupt erst von sich erzählte. Bis es ihm zuviel wurde, täglich ein "ganz toll" hervorzupressen, wenn ihm nackte Frauen in Zeitschriften vorgesetzt wurden. Keine Verstellungen mehr. Neulich hatte Dennis ein Vorstellungsgespräch. "Da habe ich direkt alles klargestellt."
Seit einem Jahr hat er eine feste Beziehung mit einem jungen Mann aus Hannover. In seiner Familie hat niemand mehr ein Problem mit seiner Homosexualität. Zwar ginge der Oma das Wort "schwul" noch immer nicht über die Lippen, aber überraschenderweise sei es gerade der Opa, der sich mit seinem Enkel auseinandersetze. "Er liest sogar meine schwule Literatur."