In dem erst 2006 eröffneten U-Bahnhof Lohring muss ein zweiter Fluchtweg als Notausstieg eingebaut werden. Der künstlerische Eindruck des mehrfach prämierten Bauwerks soll darunter nicht leiden

Rolltreppe abwärts zur Station Lohring. Hinten ist die rote Wand zu erkennen, über das Gleis rechts daneben soll der zukünftige Notausstieg erreicht werden. Foto: WAZ, Ingo Otto
Rolltreppe abwärts zur Station Lohring. Hinten ist die rote Wand zu erkennen, über das Gleis rechts daneben soll der zukünftige Notausstieg erreicht werden. Foto: WAZ, Ingo Otto © WAZ

Die futuristisch-schicke U-Bahn Station Lohring hat schon manchen Design- und Architekturpreis gewonnen. Sicher - oder besser: sicher genug - ist sie trotzdem nicht. Das findet jedenfalls die Bezirksregierung Arnsberg und fordert: In dem erst 2006 eröffneten U-Bahnhof muss ein zweiter Fluchtweg (Notausstieg) eingebaut werden.

Die Auflagen des Regierungspräsidenten sind unerbittlich. "Der Planfeststellungsbeschluss für den Lohring datiert noch aus dem Jahr 1992; seitdem ist viel passiert", räumt Karl-Heinz Reikat, Abteilungsleiter Stadtbahn im Tiefbauamt, ein. Der Gesetzgeber habe die Sicherheitsbestimmungen seitdem immer weiter verschärft. Dazu gehört nun zwingend ein Notausstieg, der zum Einsatz kommt, wenn die beiden Treppen-Zustiege zur Station über die Straßen Lohring und Steinring aus welchen Gründen auch immer nicht mehr zu benutzen wären. "Ein Szenario für einen solchen Ernstfall kann man sich ehrlich gesagt nicht vorstellen", so Reikat, aber Gesetz sei halt Gesetz. Der Notausstieg dürfte nach Reikats Einschätzung "so um die 200 000 Euro" kosten.

Bei der Planung war zwar bereits ein weiterer Treppenausstieg angelegt wurde - hinter der roten Wand, die die Station nach Süden hin wie eine Sackgasse abriegelt. Besagter Ausstieg ist aber nur ein Betriebsweg, kein offiziell abgenommener Fluchtweg. Also muss nachgebessert werden. Das Tiefbauamt ermittelte acht Bauvarianten, wobei die riesige rote Wand, die gleichzeitig integraler Bestandteil des "Kunstwerks Station Lohring" ist, noch am meisten Kopfzerbrechen bereitete. Für den Notausstieg, so wie Arnsberg ihn favorisierte, wären wohl Einschnitte für eine größere Fluchttür in Kauf zu nehmen gewesen - wodurch der künstlerische Eindruck natürlich gelitten hätte. "Wir haben deshalb Einspruch eingelegt, nachgearbeitet und nun eine veränderte Planung vorgelegt", so Reikat. Die sieht die Fluchttreppe außerhalb der U-Bahn-Station, im Bereich des südlichen Tunnelendes vor. Der 12 m hohe Notausstieg würde über einen Notsteig entlang der Gleise erreicht und käme auf der Wittener Straße ebenerdig ans Licht.

Das weitere Vorgehen sieht wie folgt aus: Zunächst wird die schriftliche Bestätigung der veränderten Planung aus Arnsberg abgewartet, dann geht das Thema erneut in die politischen Gremien. Wenn die geänderte Planungsvariante genehmigt wird, könnte Ende des Jahres die Ausschreibung erfolgen. Baubeginn also nicht vor Frühjahr 2009.