Mit ihrer "More Good News"-Tour trat die Kelly Family zum zweiten Mal in der Christuskirche auf. Fünf der neun Bandmitglieder sind nicht mehr dabei

Wer sich an die Kelly Family Mitte der 90er Jahre zurückerinnert, mag an den Super-Hit "An Angel" denken, an überfüllte Stadien, ihm könnte eine von Fans belagerte Mauer am Rhein, hinter der sich das Hausboot der Kellys verbarg, einfallen. "Kelly Mania" nannten die Medien den Hype um die neunköpfige Familie aus Irland. Diese Zeiten sind vorbei. Stadien füllt sie längst nicht mehr, dafür aber Kirchen. Am Freitag gab die Kelly Family vor rund 500 Zuschauern ein Konzert in der Christuskirche.

"More Good News" - so der Titel der derzeitigen Akustik-Tour durch die Gotteshäuser Deutschlands. Es ist die Fortsetzung ihrer erfolgreichen "Good News"-Tour, die die Kellys schon vor zwei Jahren nach Bochum führte. Damals waren immerhin noch sechs der ursprünglich neun Musiker im Familienkreis aktiv, am Freitag gab's sie bloß noch in abgespeckter Form: Maite, Joey, Patricia und Kathy Kelly sind die übriggebliebenen Pioniere alter Kelly-Songs, traditionellen irischen Musikguts und von neuen, oft christlich angehauchten Stücken.

Das Konzert entschädigte aber auch den Großteil der Mittzwanziger und aufwärts (meist Frauen, die gekommen waren, um "ihre Kellys" in intimer und persönlicher Atmosphäre zu erleben) dafür, dass die Lieblinge Angelo und Paddy momentan eben nicht mehr dabei sind. Zwar ließ die Kelly Family eigentlich alle Hits aus jenen Zeiten zuhause - nur "An Angel" und "Every Baby" gab es als Zugabe -, präsentierte dafür aber neuere Songs mit Gänsehaut-Garantie.

Patricia Kelly sang, die Augen geschlossen, ein neues Klavierstück, Maite Kelly trug "I wanna be loved" vor. Ein ziemlich persönliches Lied, das sie mit 20 schrieb, in ihrer Rebell-Phase, einer verspäteten Pubertät, wie sie dem Publikum anvertraute. Anscheinend ist dieses Lied für die junge Mutter noch immer so bewegend, dass sie sich nach dem Vortrag die Augen reiben musste. Das irische Stück "Oh Danny Boy" hauchte "Iron Man" Joey Kelly ins Mikrofon.

Bei den flotteren, irischen Volksliedern hielt es keinen der Konzertbesucher mehr auf den Bänken. Blieb es in den Reihen beim Klatschen und Schunkeln, versuchten sich Maite und Patricia im "Irish Dancing". Mit bösem Ende: Patricia verletzte sich so unglücklich am Fuß, dass sie den Rest des fast zweistündigen Konzerts im Sitzen zu Ende singen musste.