Zu einem Gastspiel der besonderen Art bricht das Ensemble des Schauspielhauses am kommenden Sonntag auf.In bester "San-Quentin"-Tradition wird das "Tribute to Johnny Cash" vor 300 Gefangenen aufgeführt

Fast genau 40 Jahre ist es her, da nahm Country-Ikone Johnny Cash gegen den Willen seiner Plattenfirma ein Konzert im kalifornischen Folsom-Prison live vor Gefangenen auf. Ein Jahr später schaffte es Cash, diesen berühmten Auftritt sogar noch zu toppen: Die Nummer-Eins-LP "Live at San Quentin" entstand 1969 in einer der härtesten Strafanstalten Amerikas - und die Stimmung soll entsprechend erhitzt gewesen sein. Cashs berühmter Ausspruch "San Quentin, I hate every inch of you!" hielt zwar Einzug in die Musikgeschichte, soll aber im Gejohle der Gefangenen komplett untergegangen sein. So sagt es die Legende.

Seit Wochen nun schwebt der "Man in black" wie ein Geist über einem schwer erfolgreichen Liederabend in den Kammerspielen: Das "Tribute to Johnny Cash" sorgt seit der umjubelten Premiere regelmäßig für ein ausverkauftes Haus. Da lag die Idee auf der Hand, das "San-Quentin"-Konzert auf seine Aktualität hin abzuklopfen - und siehe da: Am Sonntag wird das Ensemble mitsamt der Musiker ein Gastspiel an einem besonderen Fleck der Stadt geben: in der Krümmede.

"Schon während der Proben trieb uns dieser Plan um", erzählt Regisseur Arne Nobel, der mit dem Cash-Darsteller Thomas Anzenhofer die Turnhalle des Gefängnisses bereits inspiziert hat. "Das war wenige Tage vor der Premiere und hat uns für unsere Aufführung eine Menge an Stimmung mitgegeben." Für das Gastspiel werden sämtliche Instrumente zur Krümmede geschafft, nur das Bühnenbild wird im Theater bleiben: "Das alles aufzubauen, hätte nicht geklappt", so der Regisseur, "aber sonst sind wir komplett."

Rund 250 bis 300 Gefangene werden beim Konzert erwartet, und dort soll die Freude und die Neugierde über die willkommene Abwechselung groß sein. Die Häftlinge werden übrigens auch auf andere Weise in die Aufführung eingebunden: Sie helfen tatkräftig beim Auf- und Abbau mit.

Im Gefängnis zu spielen, ist indes auch für erfahrene Schauspieler eine Seltenheit. "Das wird eine Abenteuerreise", sagt Nobel, "mal schauen, was uns da erwartet." In der Krümmede wird übrigens nicht der komplette, rund dreistündige Abend zu erleben sein, sondern nur eine Best-of-Strichfassung - etwa eine Stunde lang. "Wir beginnen natürlich mit dem 'Folsom-Prison-Blues', das muss so sein", erzählt Arne Nobel. Neugierige Gäste sind übrigens nicht zugelassen: Das Konzert ist ausschließlich für die Inhaftierten gedacht.