Beim Jahresempfang in der Jahrhunderthalle ehrt die Arbeitsgemeinschaft der Schaustellervereine NRW den Münsteraner Weihbischof Josef Voß für dessen seelsorgerisches Engagement mit dem "Goldenen Karussellpferd".

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"Es ist kein Blumenbeet zu schade, um nicht ein Karussell darauf zu bauen", zitierte NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben Papst Johannes XXIII. - und bekam dafür heftigen Applaus von den rund 600 Schaustellern, die zum Jahresempfang der Arbeitsgemeinschaft der Schaustellervereine NRW Mitte am Freitagabend in die Jahrhunderthalle gekommen waren.

Das Zitat unterstreiche die Bedeutung von Volksfesten, durch sie werde Freizeit zum Vergnügen, so Thoben. Im Wettbewerb um immer größere und schnellere Fahrgeschäfte dürften die Traditionen jedoch nicht verschwinden, betonte die Ministerin. "Schaustellergeschäfte sind mehr als Wirtschaftsunternehmen. Sie sind vor allem Familienbetriebe", sagte Thoben. Deshalb sei auch die Seelsorge für die Schausteller wichtig für das soziale Leben auf dem Kirmesplatz, leitete die CDU-Politikern zum Ehrengast des Abends über: dem Münsteraner Weihbischof Dr. Josef Voß, der für seinen Einsatz in der Schausteller-Seelsorge mit dem "Goldenen Karussellpferd" gewürdigt wurde.

"Ob Taufe, Erstkommunion oder der Sonntagsgottesdienst auf dem Autoscooter - es geht immer darum, mit den Menschen zu sprechen und ihnen zuzuhören, so wie Sie, Herr Bischof, es seit 50 Jahren tun", lobte Christa Thoben, die vor drei Jahren selbst die Auszeichnung des Schaustellerverbandes erhielt, den Preisträger in ihrer Laudatio.

Der Geehrte konterte mit einem Augenzwinkern: "Dass ich gut bin, weiß ich. Aber dass ich so gut bin, hätte ich nicht geglaubt." Das Karussellpferd werde er auf sein Nachtschränkchen stellen und vor dem Einschlafen noch einmal daran denken, dass die Ministerin mit ihrem Lob nicht ganz so Unrecht habe, so der Weihbischof. Die Würdigung sehe er stellvertretend für all jene, die in der Seelsorge mitarbeiteten. Und als Ausdruck der Verbundenheit auf diesem Wege.

"Die Schausteller sind Kundschafter, unterwegs zu den Menschen, um ihnen Freude zu bereiten", erklärte Voß. Auf den Plätzen, auf denen die Schausteller zuhause seien, um Sehnsüchte des Herzens zu erfüllen, müsse auch die Kirche sein. Dies sei der Grund für die Schausteller-Seelsorge: "Wir wollen näher sein bei den Menschen, und dem Miteinander dienen."

Umrahmt wurde die Preisverleihung vom Fahnen-Defilee der rund 50 Schaustellervereine, die aus der gesamten Republik angereist waren und dem Saison-Segen, den Vertreter der Katholischen und Evangelischen Kirche aussprachen.

"Ich bin ganz begeistert von dem Flair hier", kommentierte Bürgermeisterin Erika Stahl, die von der Bühne einen Blick auf den historischen Jahrmarkt in der Jahrhunderthalle werfen konnte. Und Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerbundes, nutzte die Gelegenheit, um für das seit langem "kränkelnde Kind", die Kirmes an der Castroper Straße, ein gutes Wort einzulegen. "Es wäre besser fürs Geschäft, wenn die Kirmes wieder in die Innenstadt, rund um den Kirchturm, verlegt würde", so Ritter. Andreas Petter, der erste Vorsitzende des Vereins reisender Schausteller Bochum, ergänzte: "Unser Anliegen ist, die Kirmes in Bochum zu neuem Glanz zu führen."