Dieter Hilbert ist einer der ersten Bochumer, die ihr Herz an ein neues Fortbewegungsmittel mit dem Namen Segway verloren haben. Passanten gucken manchmal ungläubig

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Dieter Hilbert könnte auch gut Herr Flottmann heißen. Denn schon alleine der lange, wehende Mantel, diese Professor-Doktor-würdige Brille und der entschlossene Blick hinterlassen einen schneidigen Eindruck. Ein einziges Mal allerdings, da saß er mitten auf dem Hosenboden - patsch. Zu viel des Schwungs. Ein lustiger Roller hatte ihn total unlustig abgeschmissen. Dieter Hilbert ist einer der ersten Bochumer, die ihr Herz an ein neues Fortbewegungsmittel mit dem Namen Segway verloren haben. Darauf kurvt der 66-Jährige seit einigen Wochen durch die City, bringt Bewegung ins Stadtbild und landet nur im Einzelfall auf dem Hintern - was außerdem auch kaum jemand gesehen hatte.

"Die Passanten gucken manchmal ungläubig, wenn ich an ihnen vorbeifahre", sagt Dieter Hilbert. Wenn er auf dem Roller steht, ist so mancher von der Rolle. Seine Lebensgefährtin Verena Trautmann, die auch gerne Segway fährt, flüstert an dieser Stelle: "Ja, ja, er kann mit den Reaktionen der Leute gut leben. Eitelkeit macht auch etwas aus." Denn er steht buchstäblich über den Dingen: Der neue Elektroroller, der aus den USA stammt, führt dazu, dass der Fahrer eine Kopfhöhe größer wird. Das Gerät ähnelt äußerlich einem Handrasenmäher, es hat an der Seite zwei Räder, dazwischen ein Trittbrett und daran eine Lenkstange. Wer sich draufstellt, ist der König der Straßen oder besser gesagt der Fußwege, denn hauptsächlich dort soll das Fahrzeug eingesetzt werden.

Politessen rufe er manchmal zu: "Na Mädels, mit mir gibt's jetzt nichts mehr zu verdienen." Keine Frage, dieses Etwas ist kommunikationsfördernd und parkplatzsparend. Neulich hat seine Partnerin Verena Trautmann einen Polizisten aufsteigen und cruisen lassen: "Er hat", sagt sie, "so interessiert geguckt, dass ich ihm das angeboten habe." Der Polizist sei entzückt gewesen. Er gibt Gas, er hat Spaß. Das gilt auch für Dieter Hilbert: "Das ist atemberaubend." Eine neue Art von Rock'n'Roll.

Man sei nicht viel schneller als ein Fußgänger, deshalb sei es auch ratsam, auf Fuß- oder Radwegen zu fahren. "Aber natürlich immer angepasst und vorausschauend", sagt Dieter Hilbert, der den Segway vor allem in der Mittagspause nutzt. Um mal eben von seinem Büro am Stadtpark aus in die Stadt zu fahren. Das sei bequemer, unter Umständen auch schneller. Und eine knöllchenfreie Sache.

Wenn er in ein Cafe? oder Geschäft geht, lässt der Bochumer, der als Sachverständiger arbeitet, den wendigen Roller vor der Tür stehen und schließt ihn ab. Weil er, also der Roller, stolze 47 Kilo wiegt, sei er aber ohnehin nur schwer zu klauen.

Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 20 km/h, sagt Hilbert, der schon immer eine Schwäche für alles Fahrbare hatte. Damit ist er nicht mehr so rasant unterwegs, wie er es früher mit seiner Harley war, die er lange und gerne gefahren ist, aber sicher ähnlich publikumswirksam. "Es braucht nicht viel Übung, um den Segway zu beherrschen", sagt Hilbert. Ein paar Minütchen Training und schon sei er die Einfahrt zu seiner Garage rauf- und den Fußweg runtergefahren. Leichte Steigungen und holprige Straßen scheinen den Gummireifen nichts anhaben zu können.

Allerdings reiche eine Akkuladung - der Sagway fährt mit Strom - höchstens für 39 Kilometer. "Es ist also wichtig, den Akku rechtzeitig aufzuladen, das dauert ungefähr sechs Stunden."

Der Bochumer ist in Hamburg auf die flotten Flitzer, die laut Fahrzeugschein eher unflott "elektronische Mobilitätshilfe" heißen, aufmerksam geworden. Sein Glück, dass die Dinger gerade zu dem Zeitpunkt auch in Nordrhein-Westfalen zugelassen wurden.

Man muss, sagt Dieter Hilbert, nicht besonders trainiert sein, um den Segway beherrschen zu können. "Aber mit hohen Schuhen sollte man vorsichtig sein", warnt Verena Trautmann. Passieren kann immer was. Es ist nämlich nicht davon auszugehen, dass Dieter Hilbert Stöckelschuhe getragen hat, als er dieses eine Mal auf dem Hosenboden gelandet ist.