Nahezu alle Bochumer Kirchen gehen auf die Propsteigemeinde zurück. Im Mittelalter war Petrus der Schutzpatron, erst nach dem Stadtbrand 1517 erhielt die Altstadt-Kirche den Namen St. Peter und Paul

Neben der Stiepeler Dorfkirche die bekannteste der vielen Bochumer Kirchen ist die Propstei St. Peter und Paul. Nahezu alle Kirchen in unserer Stadt gehen auf diese uralte "Moderkerk" (Mutterkirche) zurück. Der helle Turm mit dem goldenen Zifferblatt und dem Patina-grünen Turmhelm ist eines der Wahrzeichen Bochums; inmitten des Zentrums der historischen Altstadt gelegen, ertönt das Läuten der Propstei heute wie in alten Zeiten, um die Menschen an den Himmel zu gemahnen.

Die Geschichte der Propsteikirche geht bis ins Mittelalter zurück. Ungefähr ab 785 stand an derselben Stelle vermutlich eine hölzerne Missionskapelle, eine Gründung Karls des Großen, die im 11. Jahrhundert als Saalkirche in Stein neu errichtet wurde. 1517 fiel dieses erste Bochumer Gotteshaus dem großen Stadtbrand zum Opfer, der das alte Dorf komplett zerstörte. Nur der romanische Chor überstand den Feuersturm. Der Neubau, der den Namen "St. Peter und Paul" erhielt, erfolgte als spätgotische Hallenkirche, an die der beim Brand unzerstörte romanische Chor eingefügt wurde. Das Gewölbe wurde 1536 eingebaut, der Turm bis 1547 vollendet.

Erst 1874 wurde der Chor aus dem 11. Jhdt. abgerissen und durch einen Chor im damals populären Baustil der Neugotik ersetzt. 70 Jahre bot dieses Ensemble den Anblick, den die alten Bochumer/innen noch gut vor Augen haben. Über dem Alten Markt mit dem ersten Kuhhirten-Denkmal thronte die Propsteikirche, deren Glockenschläge durch die alten Gassen des Weilenbrink, der Gerber- und der Rosenstraße tönten. Der 68 Meter hohe Turm, der bei einem neuerlichen Brand 1920 beschädigt und sogleich wieder ausgebessert wurde, beherbergt sechs große Guss-stahlglocken in den Tönen gis° - h° - cis' - e' - fis', die im Bochumer Verein gegossen wurden.

Der Krieg setzte der alten Zeit ein Ende. Durch Bomben stürzten 1944 bis auf das Westjoch alle Langhausgewölbe und der Dachstuhl ein, Maßwerke und Fenster zerbrachen. Bis 1959 erfolgte Zug um Zug der Wiederaufbau mit zwei neuen Kapellen.

Die Propsteikirche besitzt zahlreiche Kunstwerke. Das älteste ist der um 1175 geschaffene romanische Taufstein mit Reliefdarstellungen der Geburt Christi, der Heiligen Drei Könige, des Kindermordes durch Herodes sowie der Taufe und der Kreuzigung Christi.

Drei neugotische Schnitzaltäre gelten Kunst- und Kirchenhistorikern als besonders bemerkenswert. In den Hochaltar integriert ist das Bladenhorster Kreuz, 1352 von Bernhard von Waltrop gefertigt. Ein Reliquienschrein der Heiligen Perpetua und Felicitas geht in die Zeit um 1100 zurück und wurde zuletzt 1881 ausgestaltet. Die Beweinungsgruppe aus Eichenholz wird auf ca. 1520 datiert.