Der Bochumer Soul-Sänger Jeff Cascaro genießt in der deutschen Musikszene einen Ruf wie Donnerhall. Doch seine Wurzeln hat er keineswegs vergessen.

Das Ruhrgebiet hat Seele. Hat Soul. Das beweist der in Bochum geborene Jeff Cascaro eindrucksvoll mit seinem zweiten Album „Mother and Brother”. Ein Musiker, der weiß, wo er herkommt.

Stahlwerks-Kulisse

Auf dem Cover des Albums sieht man ihn vor der Kulisse eines Stahlwerks: die Henrichshütte in Hattingen. „Die Plattenfirma wollte Fotos in Hamburg machen, doch ich wollte lieber das Stahlwerk, es steht praktisch zwischen dem Haus meiner Eltern und dem meiner Großeltern.” Die haben noch unter Tage gearbeitet, das habe ihn und seine Musik immer geerdet.

Bodenständig

Man merkt ihm diese Bodenständigkeit durchaus an. Zwar hat ihn die Musik auf die Bühnen der Welt geführt, die er mit Stars wie Paul Kuhn, Ute Lemper, Klaus Doldinger oder den Fantastischen Vier teilte – doch der Musiker, der mit 18 aus Hattingen nach Bochum zog, wohnt immer noch in Dortmund.

Professor für Jazzgesang

Inzwischen ist der 40-jährige Cascaro schon lange Professor für Jazz-Gesang in Weimar und auch TV-bekannt als Gesangs-Coach der Kandidaten bei „Deutschland sucht den Superstar”. Mit seinem zweiten Album versucht er seinen Status, den er unter unzähligen Musikerkollegen wie Till Brönner oder Sasha schon lange genießt, auch beim Publikum zu zementieren. Mit einer Begleitband aus langjährig bekannten Berufsmusikern hat er Soul, Jazz und Funk zu einer urbanen und zeitgemäßen Pop-Melange verschmolzen, die hierzulande ihresgleichen sucht. Insbesondere die raue und dynamische Stimme und die punktgenaue Bläsersektion beeindrucken auf diesem unterhaltsamen Album.

"Jazz Society"

Seine ersten Auftritte in Bochum absolvierte der Mehrfach-Instrumentalist und begnadete Sänger schon mit 14 beim Marktplatz Ruhrszene, später wurde das damalige Cafe du Congo am Hellweg zu seinem funkigen Wohnzimmer. Mentor der damaligen florierende Szene sei der 2007 viel zu früh verstorbene Fränk Zander mit seiner Bochum „Jazz Society” gewesen, erzählt Cascaro wehmütig.

Szene ist zu dünn

Heute empfindet er die musikalische Szene im gesamten Ruhrgebiet als zu dünn. Zu wenige Strukturen, zu wenige Möglichkeiten für junge Musiker, zu wenig Subkultur seien vorhanden. Das habe er vor Jahren noch anders erlebt. Auch das Konzerthaus und das geplante Viktoriaquartier müssten Strukturen für junge, regionale Musiker schaffen, mahnt er an. Denn das Ruhrgebiet mit seiner gewachsenen Malochermentalität, seiner Authentizität, seiner Erdigkeit hat doch Soul. Und davon zeugt einer wie Jeff Cascaro. Das Album „Mother and Brother” ist überall in den Musikläden erhältlich.

Gepflegter Mix

Soul hat Konjunktur. Nicht nur als Soundtrack zum großen „Change” in den Vereinigten Staaten. Auch hierzulande hat der gepflegte Mix aus beseeltem Gesang, entspannten Grooves und melodischem Songwriting eine große Fanschar. Der gebürtige Bochumer Jeff Cascaro legt jetzt sein zweites Album vor, das ihn als souveränen Beherrscher sämtlicher Kernkompetenzen dieses urbanen Sounds zeigt: eine Stimme, die schmeichelt, leidet, bettelt und preist (etwa die große Ella Fitzgerald im dem finalen Song), ausgereifte solistische Fähigkeiten an der Trompete sowie Individualität bei den Arrangements.

Eindrucksvoll die Coverversion „Follow you, follow me” von Genesis, die bei ihm zur verraucht-bluesigen Besenjazz-Nummer mit ganz niedrigem Schmelzpunkt mutiert - ein Coup! Durchgehend mit hoher Prägnanz agiert die erstklassige Bläsersektion, sie sorgt bei den elf Songs für den nötigen Druck. Trocken und jazzig injiziert sie so manch gefälliger Nummer immer rechtzeitig die nötige Dosis Funk.

Cascaro genießt in Musikerkreisen längst einen Ruf wie Donnerhall, hat schon mit unzähligen Größen (darunter Fanta 4, Guano Apes und Paul Kuhn) auf der Bühne oder im Studio gestanden. Dass sich der Mann auch akademische Meriten als Professor für Jazz-Gesang erworben hat, ist nur ein weiteres Indiz für die hohen musikalischen Standards dieses Künstlers aus dem Pott.