An der Karl-Lange-Straße werden viele, viele alte Telefone ausgestellt.

Ring, ring, riiing. Hallo, hallo – jemand zu Hause?

Na klar. Hedwig ist immer da. Auch wenn die Gute inzwischen leicht versteinert erscheint. Das hängt wohl damit zusammen, dass sie nicht mehr gebraucht wird. So hart das auch klingt: Hedwig hat ausgedient. Sie sitzt jetzt bloß noch herum, hier im Telefon-Museum auf dem Telekom-Gelände an der Karl-Lange-Straße. Nicht nur Hedwig, die in Wahrheit eine züchtig gekleidete Puppe ist, ist historisch, die diversen Geräte sind es auch. Hedwig sitzt an einer Vermittlungszentrale aus den 30er Jahren und gibt das „Frollein vom Amt”.

Ältestes Telefon von 1894

Herr der Technik: Dieter Nowoczyn leitet das Telefon-Museum - und bringt selbst älteste Schätzchen zum Klingeln. Foto: WAZ, Horst Müller
Herr der Technik: Dieter Nowoczyn leitet das Telefon-Museum - und bringt selbst älteste Schätzchen zum Klingeln. Foto: WAZ, Horst Müller © WAZ

Schätze über Schätze: Dieses kleine Museum gehört zu den liebenswertesten Ecken der Stadt. Was ehemalige Post- bzw. Telekom-Mitarbeiter hier in Eigenregie seit einigen Jahren aufbauen, ist immer einen Besuch wert. Direkt am Eingang taucht der Gast in die über einhundertjährige Geschichte der deutschen Telekommunikation ein. „Das hier ist unser ältester Fernsprechapparat, er stammt aus dem Jahr 1894”, sagt Dieter Nowoczyn, der das Museum mit leitet. Über dieses Exemplar würde sich selbst Oma scheckig lachen. Aber, oh Wunder, der alte Kasten funktioniert noch.

Also das Telefon, nicht die Oma.

Entdeckt in einer Scheune

Das meiste, das hier ausgestellt ist, wäre noch einsatzbereit. Besuchern und kleinen Gruppen, die hierher kommen, erzählt Dieter Nowoczyn dann unter anderem die Geschichte von der Dame aus dem Münsterland, die beim Ausräumen einer alten Scheune kürzlich das urururalte Telefon gefunden und dann dem Museum zur Verfügung gestellt hat. Von solchen Zufällen lebt das Museum, denn viel Geld, um über das Internet teure historische Geräte zu kaufen, hat der Verein „Telekom Historik Bochum”, der das Museum betreibt, nicht.

Kabel, so dick wie Elefantenbeine

Während es nur wenige Meter weiter, also nebenan in den Telekom-Häusern, um Hightech und Glasfaserkabel geht, stellt man hier im Museum fest, dass auch vogelhäuschen-große Holztelefone und Bleikabel, so dick wie Elefantenbeine, dazu geführt haben, dass Menschen miteinander telefonieren konnten. „Mit einem Museum ist es wie mit einer elektrischen Eisenbahn: Damit darf man nie fertig sein”, sagt Dieter Nowoczyn. Ständig kommen Telefone mit „Oho”-Effekt dazu.

Generation SMS

Wer schon etwas länger auf der Welt ist, kennt noch das gute, alte Modell W 48, das es für eine Mark Grundgebühr mehr auch in elfenbeinfarben gab. Hier steht es. Neben anderen alten Telefonen mit Wählscheibe. Lustig ist: „Wenn heute Schulklassen hierher kommen, dann drücken die Schüler auf diese Wählscheibe, sie kennen nur die Telefone mit Tasten”, erzählt Nowoczyn, der übrigens supergut erklären kann, auch der Generation SMS.

Handy für 15000 DM

Er kennt Geschichten zu der alten Telefonzelle, die hier ausgestellt ist, weist den Weg durch ein Bochumer Telefonbuch aus dem Jahr 1950, in dem Bäckermeister und andere Bochumer dreistellige Rufnummern hatten. Er führt durch die Welt der Faxgeräte, der Anrufbeantworter (der Älteste ist von 1960) und – klar – der Handys. Hier stammt ein historisches Stück aus dem Jahr 1970. „Ein Autotelefon, das sich nur Bundeskanzler oder Wirtschaftsbosse leisten konnten, es kostete 15 000 Mark.” Dafür hat man aber auch eine Batterie bekommen, die fast den ganzen Kofferraum ausgefüllt hat.

Man kann Stunden hier in diesen Räumen verbringen – oder Jahre, so wie die alte Hedwig.

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