Bochum. „Kochmomente“ heißt Bochums jüngste Kochschule. Immer mehr Hobbyköche erstellen im Ehrenfeld unter Profi-Anleitung ein vorzügliches Menü.


Es wird gerührt und gerieben, geschnitten und geschüttelt, gesiebt, gewürzt, gekostet, geschlemmt – und ganz viel gelacht: Eine neue Kochschule im Ehrenfeld beschert Küchen-Kennern und solchen, die es werden wollen, erhellende „Kochmomente“.

„Das Fleisch vor dem Braten nur salzen. Alles andere kommt später.“ Jürgen Engelhardt guckt Tim über die Schulter. Der 39-Jährige ist heute sein ältester Schüler. Tim kocht gern und kreativ und nimmt die Tipps des Profis beim Anbraten der Steaks gern entgegen. Denn ein Profi ist Jürgen Engelhardt allemal. Der 49-Jährige hat in Sternelokalen ebenso gekocht wie in der Sansibar auf Sylt und über vier Jahre im Haus Kemnade. Im Sommer hat er sich mit seinem Kollegen Christian Müller (47), gleichfalls in der Top-Gastronomie zu Hause, selbstständig gemacht. „Kochmomente“ haben sie ihre Kochschule an der Alten Hattinger Straße 27 genannt.

Kücheninsel ist barrierefrei

Das Ladenlokal, passenderweise eine ehemalige Fleischerei, stand viele Jahre leer. „Wir wussten gleich: Das ist es“, sagt Jürgen Engelhardt. Die fünf Meter lange Kochinsel mitsamt aller Geräte und Zubehör ist von höchster Güte. Starthilfe erhielten die Start-up-Köche beim Bochumer Gründerwettbewerb, bei dem sie in diesem Jahr Platz 3 (5000 Euro) belegten. Was die Jury neben dem Konzept überzeugte: Die Kochschule ist dank hydraulischer Arbeitsplatten barrierefrei und somit auch für Behinderte bestens geeignet.

„Der Anfang war nicht leicht. Aber inzwischen sind wir gut ausgelastet. In manchen Wochen laufen an jedem Abend Kurse: mit Privatleuten und Gruppen, immer häufiger auch mit Firmen, die den Teamgeist in der Belegschaft stärken wollen“, berichtet Engelhardt.

Auch interessant

Tatsächlich ist beim Kochen Gemeinschaftsarbeit gefragt. „Orientexpress“ heißt der Lehrgang, bei dem die WAZ jetzt mit in den Töpfen rührte. Fünf Teilnehmer haben sich die schwarzen Schulschürzen umgebunden: neben Tim die Studenten Alex (29 und „Ab-und-zu-Koch“) und Sarah (30, „Ich will nur essen“) sowie die wissenschaftlichen Mitarbeiter Conny (28, „Ich hab’ den Kurs zum Geburtstag bekommen“) und Carsten (27, „Ich hab’s ihr geschenkt“).

Mit Jürgen Engelhardt und Christian Müller als ebenso kundige wie charmante Zugführer steuert der Orientexpress neue kulinarische Horizonte an. Gebackener Ziegenkäse mit Rucola, eine köstliche Linsensuppe mit Lammspießen, Tims zarte Steaks mit Oliven-Zitronen-Kruste und Auberginencreme und als Dessert Limettenküchlein mit Datteleis: Binnen drei Stunden entsteht aus hochwertigen Zutaten ein Vier-Gang-Menü, das einem First-Class-Restaurant zur Ehre gereichen würde. Das Schönste: Alle haben ihren Teil zum Festessen beigetragen.

Endlich geht’s zum Schmausen. In Rekordzeit zu Küchen-Profis gereift, plaudern die Schüler an der Tafel munter drauf los. Dass man die Suppe zuhause nachkochen will (die Rezepte gibt’s per Mail). Wie gut die Auberginencreme gelungen sei. Überhaupt: Wie gelungen der Abend (der dank des All-inclusive-Weins noch lange nicht zu Ende ist) für die Gruppe ist.

Bei der Arbeit ist nur noch Ozan. Er beschert den Köchen einen gleichfalls beglückenden Moment: Niemand muss aufräumen und spülen. Das erledigt alles die Küchenfee der „Kochmomente“.