Bochum. . Der Kunstverein Kulturrat zeigt unter dem Titel „Positionen zur Vergänglichkeit“ eine sehenswerte Ausstellung mit Arbeiten von Daniela Werth.

Der Kunstverein Bochumer Kulturrat hat sich immer wieder mit Ausstellungen hervorgetan, die das Ungewöhnliche gegenüber dem Gefälligen akzentuieren. Das ist auch in der neuen Schau wieder gut zu sehen. In thematisch schlüssiger Folge knüpfen die „Positionen zur Vergänglichkeit“ der Bochumer Malerin und Grafikerin Daniela Werth an die zuletzt in Gerthe gezeigten Ausstellungen an. Kurator und Galerist Carsten Roth beweist einmal mehr Wagemut.

Denn „leicht“ im Sinne von „leicht zugänglich“ ist die Schau nicht. Das liegt vor allem an Daniela Werths (*1965) Vorliebe für morbide Motive: Die Absolventin der Folkwang Hochschule und Mitglied der Gruppe 11 Bochum mag tote Tiere. „Der Prozess des Verfalls und der Mumifizierung hat für mich eine ästhetische Anziehungskraft“, sagt die Künstlerin.

Malerin hat eine Vorliebe für Krähen und Raben

Werth fasziniert die Fragilität ihrer in der Natur vorgefundenen Fundstücke; ihnen wohnt eine universale Schönheit inne, die vom Gegenwärtigen ins Ewige hinausweist. Zu ihrer individuellen Vanitassymbolik (Vergänglichkeit alles Irdischen) zählen Raben und Krähen, Fliegen, Motten, Schmetterlinge, Libellen, Hummeln, Mäuse und Frösche. Der Prozess des Verfalls mag verstörend sein, aber er ist auf bizarre Weise auch schön.

Balance zwischen Gestus und Farbigkeit

Carsten Roth, Kurator des Kunstvereins Bochumer Kulturrat.
Carsten Roth, Kurator des Kunstvereins Bochumer Kulturrat. © Ingo Otto

Geboten wird in erster Linie Malerei, starke Malerei. Daniela Werths gelingt – gerade in dieser großen Übersichtsschau wird das deutlich – immer wieder eine packende dynamische Balance zwischen Gestus und Farbigkeit. Kraftvoll und nachdrücklich sind Attribute, die hier passen. Die Motive werden mal fast real, mal beinahe abstrakt aufgefasst, die Grenzen scheinen fließend. Die Tierkörper lösen sich in Farbflächen auf, die überraschende Assoziationen erzeugen.

Raben sind Götterbegleiter und Todesvögel zugleich

Mal wirken Werths Arbeiten wie gezeichnete Malerei, mal wie gemalte Zeichnungen, wobei die Bildwirkung des Künstlerischen stets weit über die Wirkung der gewählten Motive hinaus weist. Diese Doppelsinnigkeit mag man auch in den vielen Krähen- und Rabenvögel-Motiven erkennen : mythologische Wesen, Begleiter von Göttern und Todesboten zugleich.

>> Infos zur Ausstellung

Kunstverein Bochumer Kulturrat, Lothringer Straße 36c, bis 16. Dezember, Öffnungszeiten: Di 15–18, Do 18–20, Fr 18-20 Uhr.