Bochum. Christel Humpert beherrscht ein selten gewordenes Handwerk: das Töpfern. In ihrer urigen Werkstatt werkelt sie seit Jahrzehnten an ihrer Keramik.

  • Die „Töpferei-Meisterin“ Christel Humpert ist jüngst 80 Jahre alt geworden
  • Viele Bochumer kennen und schätzen ihre Handarbeit seit Jahrzehnten
  • 1964 eröffnete sie im Industriegebiet Carolinenglück ihre Werkstatt

Wer Christel Humpert in ihrem Haus am Balkehof 1 besucht, der kann was erleben. Denn die ziemlich verfallene Villa, die sich Astrid Lindgren nicht besser hätte ausdenken können, liegt mitten im Industriegebiet Carolinenglück. In direkter Nachbarschaft: der Fuhrpark eines Lebensmittelgroßhandels, ein riesiger Fahrzeughandel und die berühmte Billig-Tankstelle an der A40.

Vor über 50 Jahren hat die Seniorin in dem ehemaligen Gutshof in Hamme ihre Heimat gefunden. „Damals stand hier noch die Zeche Carolinenglück“, erinnert sie sich. Der Bergbau ist schon lange fort, Humpert aber ist geblieben. Fast scheint es, als sei ihr Haus der einzige Ort für Kunst, für Fantasie und Kreativität mitten in einer Welt aus Gewerbe und Hektik. „Für mich ist das wie eine Insel“, meint sie, während draußen ein paar Hühner durch den Garten laufen.

Töpferei schon seit der Jugend eine Passion

Schon als junge Frau entdeckte Christel Humpert eine Passion für sich, die sie nie wieder los lassen sollte: die Töpferei. „Die Arbeit an der Töpferscheibe hat mir immer die meiste Freude gemacht“, sagt sie. „Beruflich kam nie etwas anderes in Frage.“ Nachdem sie an der Fachhochschule Münster Keramik studiert hatte und eine Weile in Meschede lebte, stand der Umzug ins Ruhrgebiet an. Ihr gehörloser Sohn brauchte Mitte der 60er Jahre eine passende Schule: „Und so stieß ich auf dieses alte Bauernhaus“, sagt sie. „Für uns war das perfekt. Ich konnte mir hier eine Werkstatt aufbauen, und der Junge konnte draußen im Garten herum toben.“

Und genau für diese Werkstatt, die Christel Humpert im Jahr 1964 eröffnete, wird sie in Bochum geliebt. Denn ihre Töpferei war stets viel mehr als ein Geschäft: Es ist ein Treffpunkt und ein Ort auch für andere Künstler. Ihr Haus und der wunderbare Garten sind offen für Ausstellungen, Konzerte und Lesungen. Und für ihre Keramik ist Christel Humpert weit über Bochum hinaus bekannt.

„Bochum habe ich mittlerweile zugetöpfert. Und was kommt dann?“

Wie viele Vasen, Kerzenständer, Tassen und Teller im Laufe der Jahrzehnte an der Töpferscheibe durch ihre Hände glitten, ist nicht bekannt. Eines aber ist gewiss: Ihre Fangemeinde ist riesig. „Vor allem das Geschirr lief immer sehr gut“, meint sie ganz nüchtern. „Das hat uns ernährt und die Hypothek aufs Haus bezahlt.“ Warum viele ihrer Stammkunden lieber zu ihr statt ins Kaufhaus gehen, das weiß sie auch: „Handgetöpferte Sachen fühlen sich einfach anders an“, sagt sie. „Keine Kaffeetasse sieht gleich aus, und viele Menschen schätzen das.“

Ihren 80. Geburtstag am vergangenen Samstag hat sie ganz beschaulich im Kreis der Familie verbracht. Groß gefeiert wird erst am nächsten Wochenende. Die nächsten Jahre, sagt sie, möchte sie noch weiter arbeiten und auch weiter ihre beliebten Töpferkurse geben. „Ich fühle mich fit“, meint sie. Ein Problem sieht sie aber doch: „Bochum habe ich mittlerweile zugetöpfert. Und was kommt dann?“