Bochum. Gefeierte Weltpremiere für „Radio Heimat“: Im Bochumer UCI-Kino fand die Verfilmung des Goosen-Romans am Donnerstagabend großen Beifall.
- Eine beifallumrauschte Weltpremiere feierte „Radio Heimat“ im Bochumer UCI-Kino
- Regisseur Matthias Kutschmann bringt den Goosen-Roman authentisch auf die Leinwand
- Zur Uraufführung wandelten etliche Schauspielstar über den Roten Teppich im Ruhrpark
Wenn das der Siggi noch erlebt hätte. In den 70er Jahren war er der väterliche Stammwirt einer trinkfesten Horde von Ostring-Gymnasiasten um einen gewissen Frank Goosen. Deren Jugendsünden kommen jetzt bundesweit ins Kino – die Kneipe „Zum Sportfreund“ inklusive. Wirt Siggi Mordau ist leider vor einigen Monaten verstorben. Bei der Premiere von „Radio Heimat“ am Donnerstagabend im UCI-Kino hätte er sonst ganz sicher zu den Ehrengästen gehört.
Im Beisein einer illustren Schauspielerriege feierte die Verfilmung des 2010 erschienenen Goosen-Romans in Bochum (wo auch sonst?!) Welturaufführung. Der ewige Vorzeigeproll Ralle Richter (in feinstem grauen Tuch), sein Kumpel Martin Semmelrogge, Peter Lohmeyer, Gerburg Jahnke, Uwe Lyko (mal ohne Knebel-Kappe), Anja Kruse (sie spielt – worauf Goosen sehr stolz ist – Franks Omma), Hans-Werner Olm, Peter Nottmeier (er gibt den schmierigen Pauker Herr Hecker): Zwar verkörpern die großen Namen in „Radio Heimat“ nur kleinere Nebenrollen. Auf dem von Fans dicht gesäumten Roten Teppich im Ruhrpark sorgten sie gleichwohl für die kamerataugliche Promi-Dichte.
Lyko glänzt als „Laberfürst“
Beinahe unter gingen da die vier Nachwuchsmimen, die den alten Goosen-Geschichten zwischen Pils, Pöhlen und Petting neues Leben einhauchen. Großartig, wie authentisch das Spiel von David Hugo Schmitz, Maximilian Mundt, Jan Bülow und Hauke Petersen als Frank, Mücke, Pommes und Spüli im Regie-Erstling von Matthias Kutschmann zur Hommage an das Ruhrgebiet der 50er bis 80er Jahre gerät. Die überragend besetzten Nebenrollen (ganz weit vorn: Lyko als „Laberfürst“) machen den Streifen zum Fest für die Ü-40-Generationen – und zur höchst unterhaltsamen Heimatkunde für die jüngeren Zuschauer. Die Kotzerei im Partykeller der Eltern, der versteckter Schnaps beim Schulausflug, der erste Blues mit dem Schulschwarm: Der Wiedererkennungswert tendiert gegen unendlich. Schwächen gibt’s allenfalls am Ende, als aus dem Ruhr-Stück ein allzu gefühliges Rühr-Stück wird.
Im Frühjahr folgt Goosens „Sommerfest“
Am Donnerstag, 17. November, läuft „Radio Heimat“ bundesweit in den Kinos an.
Bereits im Frühjahr 2017 folgt die nächste Roman-Verfilmung von Frank Goosen.
Starregisseur Sönke Wortmann bringt Goosens „Sommerfest“ auf die Leinwand – u.a. mit der Hofsteder Wirtin Elfriede Fey als Trinkhallen-Fee Änne Starek.
Kinostart soll im Mai sein.
Das Premierenpublikum („Radio Heimat“ wurde am Donnerstagabend in fünf UCI-Sälen gezeigt) war gleichwohl angetan bis begeistert. So auch Frank Goosen. „Ich bin tief bewegt“, sagte der Bochumer Kulturautor im WAZ-Gespräch. „Es ist schon berührend, die Jugendstorys, die man damals erlebt und später aufgeschrieben hat, heute mit so tollen Darstellern auf der Leinwand zu sehen.“
Am Film sei er nicht beteiligt gewesen: „Das überlasse ich den Profis.“ Nur einmal habe er die Dreharbeiten besucht. In Wattenscheid. Auf der Hochstraße. Im Bürgerkrug, der für die Kameras „Zum Sportfreund“ umgewandelt wurde.
Siggi hat’s nicht mehr erlebt. Er wäre aber stolz gewesen: Seine Rolle spielt Kinostar Heinz Hoenig.