Wiemelhausen. . Beim Probetraining des Frauen-Football-Vereins Bochum Miners geht es richtig zur Sache. Auch WAZ-Mitarbeiterin Marie Illner kam mächtig ins Schwitzen.
Schweiß läuft an der Stirn von Kathrin Lahner herunter. Sie beißt die Zähne zusammen und macht den 33. Sit-Up. „Direkt ein harter Einstieg“, japst sie mir zu.
Die 25-Jährige, die ursprünglich zum Bund wollte, ist schon seit klein auf von American Football begeistert. „33 Sit-Ups in 40 Sekunden – beste Leistung“, ruft Daria Zimmermann, die die Werte in eine Tabelle einträgt, durch die Halle. Dabei ist Lahner bloß – wie ich – zum Probetraining gekommen. Für die Zeitung stelle ich mich der Herausforderung und gucke beim Football nicht nur zu, sondern mache mit. „Wer heute da ist, weil er Football cool findet, ist hier falsch“, stellt Headcoach Lee Taylor gleich zu Beginn klar. „Wer gekommen ist, um Teil von etwas zu werden, der sollte bleiben.“ Der 49-jährige Amerikaner war beim Militär, entsprechend diszipliniert sind seine Trainingsmethoden.
Jedes Jahr vor Beginn der Saison laden die Miners zum „Tryout“ ein – zum Training auf Probe.
„Wir steigen mit einem Fitnesstest ein“, lautet die Ansage von Coach Stephan Bogdanyi, um dessen Hals eine Stoppuhr baumelt. Sprinten, Liegestütze, Weitsprung aus dem Stand, immer in Zweier-Pärchen. „Die Konkurrenz gehst du mit dir selbst ein und siehst, wie du dich im Laufe der Saison verbesserst“, erklärt mir Marie Neubert. Von Fußball bis Tennis hat die 27-Jährige schon alles ausprobiert, beim Football ist sie letztlich geblieben. „Man muss ehrgeizig und mutig sein.“ Headcoach Lee zeigt Aufstellungspläne mit Kreisen, Pfeilen, Abkürzungen für Runningback, Quarterback, Receiver. „Verstanden?“, fragt er. „Nein“, antwortet Hannah Frohn, die zum Probetraining gekommen ist. Viel Zeit zum Zögern bleibt ihr nicht: „Die Regeln lernst du auf dem Spielfeld“, macht Alina Völker, Defense Back (Verteidigung), ihr Mut.
Eine Sportart für jeden Körpertyp
Und schon fliegt der Football durch die Halle. Im Hintergrund: Lee Taylor. „Ich beobachte euch“, hat er zu Beginn allen Tryouts verraten. „Ich will herausfinden, auf welche Position ihr gehört“. Weil die Miners erst die Qualitäten einer Spielerin analysieren, um ihr dann eine Position zuzuordnen, hätten sie eine „Tradition des Gewinnens“ und spielten ganz oben bei den etwa 20 Teams in ganz Deutschland mit.
Celine Prüß läuft auf eine Mitspielerin zu, rammt ihre Schulter auf Hüfthöhe gegen sie, und bringt sie durch einen Griff in die Kniekehle zum Fall. „Irgendwann kommt jeder an den Punkt der Überwindung, man muss es wirklich wollen“, kommentiert Spielerin Ramona Radstaak. „Football kann jeden Körpertyp unterbringen. Ob lang, breit, flink oder stark – das ist das Schöne“.
Prüß ist an der nächsten Station in der Halle angekommen: Catchen. Die Miners trainieren in einzelnen Trainingsgruppen, entsprechend ihrer Position. Prüß hört das Stichwort „On set“, rennt und rennt und fängt den Football. Radstaak klatscht ihr dafür in die Hände. „Mal was anderes als Fußball, oder?“, fragt die 15-Jährige mich außer Atem. „Unsere Vereinsstruktur ist einzigartig, wir haben kein Männerteam“, so Zimmermann. Celine Prüß hat das Probetraining gefallen, sie will wiederkommen. „Ganz schön anstrengend, oder?“, frage ich sie in der Umkleide. Sie strahlt: „Es war super!“ Das war’s in der Tat. Aber ich bleibe doch lieber beim deutschen Fußball.
Kontakt zum Verein: www.bochum-miners.de .