Bochum. Im Theater Unten bringt der Jugendclub 5 des Schauspielhauses „Mädchen wie die“ von Evan Placey heraus. Es geht um Internet-Mobbing und Rollenbilder.

Scarlett ist so ein Mädchen wie die, die sich nackt ausziehen, sich fotografieren lassen und sich dann wundern, wenn das Foto später im Internet kursiert. Ihre Naivität war aber nicht unbedingt gemeint, als Evan Placeys Stück „Mädchen wie die“ 2013 in Birmingham zur Uraufführung gelang. Vielmehr kritisiert der kanadisch-britische Autor die Stigmatisierung des Opfers, die mangelnde Sensibilität der vermeintlichen Freunde. Als Scarletts Nacktfoto mitten in der Geschichtsstunde auf den Handys ihrer Mitschüler erscheint, ist denen schnell klar: Schlampe!

Gegen alle Anfeindungen

Nun könnte man sagen: klar, war schon immer so. Kinder sind grausam, Jugendliche sind grausamer und noch dazu dämlich. Denn dem von den Mädchen bewunderten Russel passiert das gleiche. Ein Nacktfoto von ihm erscheint im Netz. Doch anstatt den Luft verbrauchenden Astralkörper wie Scarlett zu mobben, steigt sein Ansehen. Das arme Mädchen hingegen stellt sich der Herausforderung und kämpft tapfer gegen alle Anfeindungen an.

14 junge Darsteller machen mit

Klug und sensibel, wie Franziska Rieckhoff und Carina Langanki das kleine Theaterstück in Szene gesetzt und ihm einen pädagogischen Dreh beigefügt haben. Noch während das Publikum Plätze im Theater Unten sucht, spielen die 14 Darsteller des Jugendclubs 5 (16 bis 22 Jahre) bereits, man ist mitten drin im Geschehen. Ein Junge fragt: „Hat jemand Plan von Geschichte?“ Ein anderer spezifiziert: „Weiß jemand, wie der Kampf der Suffragetten endete?“ und erntet die lapidare Antwort „3:1“.

Mitgefühlt kann geil sein

Klar wird, dass nicht nur Internetmissbrauch und das vermeintlich zunehmende Mobbing unter Jugendlichen thematisiert wird. Hier wird nicht ständig die Schuld bei „den anderen“ gesucht; den jungen Leuten wird auch ein Spiegel vorgehalten – und zwar allen: „Tätern“ und „Opfern“. Es ist ja durchaus möglich, sich für Inhalte zu interessieren statt Wände vollzuschmieren wie die gekachelten, die auf der Bühne als Kulisse diente. Und auch abseits vom Lernen: Mitgefühl kann richtig geil sein.

Suffragetten waren im frühen 20. Jahrhundert Vorkämpferinnen für Frauenrechte in England. Ob das Bild zu Scarlett passt, sei dahingestellt. Für das Recht auf ihre privaten Nacktfotos – unfreiwillig für alle im Netz – kämpft sie jedenfalls nicht. Verdienter Applaus.

Termine 28.10., 2. und 3.11., Info & Karten 0234/3333-5555