Bochum. Wohnungs- und Obdachlose sind vom Wintereinbruch besonders betroffen. Doch niemand muss im Freien schlafen: Die Diakonie bietet Übernachtungsmöglichkeiten an.

„Ist das nicht herrlich!” Selige Seufzer dieser Art sind angesichts einer frischen weißen Schneedecke wohl nicht nur in Bochum zu hören. Hinter den Fenstern beheizter Wohn- und Büroräume, wohlgemerkt. Ganz anders dürfte sich das klirrend kalte Winteridyll für die Obdach- bzw. Wohnungslosen im Bochumer Stadtgebiet darstellen.

600 ohne festen Wohnsitz

„Etwa 600 Personen ohne festen Wohnsitz sind in Bochum amtlich gemeldet”, weiß Gerlinde Fuisting, Leiterin der Wohnungslosenhilfe der Diakonie. „Allerdings herrscht ein gewisser Durchlauf, da nicht alle 600 Personen auf der Straße leben. Viele kommen bei Freunden oder Bekannten unter.” Auch und gerade während der kalten Tage.

Es geht ums Überleben

Nichtsdestoweniger geht es für diejenigen, die der Kälteeinbruch auf der Straße einholt, ums Überleben: „Derzeit kann Obdachlosigkeit lebensbedrohlich sein”, unterstreicht Fuisting, da einige Wohnungslose trotz eisiger Temperaturen in U-Bahnschächten, Hauseingängen oder Kellern schlafen, weil sie es in den Gemeinschaftsunterkünften „nicht aushalten.” Ein Entgegenkommen zeigt deshalb die Bogestra: Für die gewöhnlich eher unliebsamen Übernachtungsgäste steht der Bahnhof während der Kälteperiode auch nachts offen. „In Absprache mit der Stadt ist der Hauptbahnhof derzeit für Übernachtungen freigegeben – sofern die Sicherheit in den Verkehrsanlagen gewährleistet ist und niemand behelligt wird”, erklärt Petra Bönnemann.

Medizinische Betreuung

Besser geeignet sind die diakonischen Übernachtungsmöglichkeiten: die Übernachtungsstelle „Fliednerhaus” (für 32 Männer und acht Frauen) und die Übernachtungsstelle in Wattenscheid (für zehn Männer) sowie die Notschlafstelle „Schlaf am Zug” (für sieben Jugendliche). Außerdem bietet die „Aufsuchende Medizinische Hilfe Bochum” im Krankheitsfall Sprechstunden an. „Erstaunlicherweise gibt es momentan keinen verstärkten medizinischer Bedarf”, freut sich Jutta Niederkinkhaus über die zumindest trockene Kälte. Die Nachwehen der Minustemperaturen blieben, so Dr. Reinold Müller, jedoch noch abzuwarten.