Bochum. . Kirchenmusikdirektor Arno Hartmann plant spezielle Kinderkonzerte und kann sich durchaus auch einen Orgel-trifft-Hip-Hop-Abend vorstellen.

Die Bochumer Orgeltage sind seit 36 Jahren eine Institution im Konzertleben unserer Stadt, und sie strahlen weit darüber hinaus. Gleichwohl soll und muss sich das Festival weiter entwickeln. Das hat auch der künstlerische Leiter, Kirchenmusikdirektor Arno Hartmann, erkannt. Er möchte die Orgeltage für ein junges Publikum weiter öffnen. „Ich plane spezielle Kinderkonzerte im Rahmen des Festivals“, kündigt Hartmann an.

Ungewöhnliche Konzert-Kombinationen

Wie genau dies aussehen könnte, ist noch offen. Hartmann betont, er könne sich auch ungewöhnliche Kombinationen, etwa Hip-Hop und Orgelmusik, Zirkus und Orgel oder Orgel in Verbindung mit Puppentheater und Tanz vorstellen. Ungewohnte Wege zu gehen um neue Konzertbesucher zu gewinnen, das ist die Strategie.

Von Kindesbeinen an

Hartmann plädiert dafür, dass von frühester Kindheit an mehr für die Musik getan wird, im Elternhaus und in der Grundschule: „Kinder müssen singen oder ein Instrument erlernen“, fordert der ev. Stadtkantor. Das Jeki-Projekt („Jedem Kind ein Instrument“) sei wunderbar um den Kindern erste Erfahrungen zu vermitteln. Allerdings könne das nur ein Anfang sein. „Vom musikalischen Niveau, wie es das beispielsweise in den baltischen und skandinavischen Ländern gibt, sind wir in Deutschland weit entfernt“, bilanziert Hartmann.

International tätig

Der international tätige Konzertorganist kennt die musikalischen Zuschnitten andernorts gut und stellt immer wieder fest, dass hierzulande in den Konzerten wenig junge Leute zu finden sind. „Wenn man in Russland, Polen oder in Italien in ein Orgelkonzert geht, ist der Saal oder die Kirche mit überwiegend jungen Menschen voll. Das habe ich hier selten erlebt“, sagt Hartmann.

Info Bochumer Orgeltage

Die Orgeltage haben weit über Bochums Grenzen hinaus Anerkennung gefunden. In diesem Jahr fand der 36. Durchgang statt, zu Gast waren Organisten der internationalen Orgelszene aus Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien, Schweden, Australien und Russland.

Insgesamt waren 18 Konzerte mit 13 Organisten aus sieben Nationen zu erleben. 107 Werke vom Frühbarock bis zur zeitgenössischen Musik erklangen.

Der Auftakt der Orgeltage findet jedes Jahr offiziell am Ostermontag statt.

Eine zunehmende Bedeutung für die Zukunft der Kirchenmusik sieht Hartmann in den verschiedenen Kooperationen. Dazu gehöre u.a. die Zusammenarbeit mit der Stadt, nicht nur bei den Orgeltagen und Bachtagen, und mit den Bochumer Symphonikern. „Das gibt es so vielleicht noch in Leipzig, wo die Thomaskirche neben Gewandhaus und Oper die dritte Spielstätte des Orchesters ist, sonst gibt es das bundesweit eigentlich nicht“, freut sich der Kirchenmusikdirektor über die guten Arbeitsbedingungen in Bochum. So begleiten die BoSy regelmäßig Hartmanns Konzerte z.B. in der Christuskirche.

Daneben würden auch Kooperationen wie jüngst mit dem Landschaftsverband immer wichtiger. Um zukunftsfähig zu bleiben, und um gezielt jüngere Besuchergruppen anzusprechen.