Bochum. . NRW-Ministerpräsidentin schaut sich in Gerthe an, wo das Geld des Landesprogrammes hinfließen wird. Rat soll im Dezember entscheiden.
Joan Krebs-Schmid und Eckhard Buda nutzten die Gelegenheit. Die Schulleiterin der Anne-Frank-Realschule und der Schulleiter des Heinrich-von-Kleist-Gymnasiums, die beiden Schulen teilen sich das Schulzentrum Gerthe, führten Hannelore Kraft kurz durch die Schulen, vorbei an kaputten Fenstern, hinein in einen Physikraum, der neuesten Ansprüchen schon lange nicht mehr genügt.
Keine Überzeugungsarbeit nötig
Dabei mussten sie bei ihr keine Überzeugungsarbeit leisten. Sie weiß, dass viele Schulen in NRW viele Probleme mit den Gebäuden und der Ausstattung haben. Die Ministerpräsidentin hatte sich das Schulzentrum als Startpunkt ausgesucht, um vor Ort über das Landesprogramm „Gute Schule 2020“ zu sprechen. Zwei Milliarden Euro stellt das Land den Kommunen in den nächsten vier Jahren zur Verfügung. 49 Millionen bekommt Bochum, 15 Millionen Euro davon gehen in Teil-Abriss, Teil-Neubau und Sanierung des Schulzentrums in Gerthe.
„Ich schaue mal, wo das Geld hingehen kann“, sagte Kraft, die in den kommenden Tagen und Wochen weitere Städte besuchen wird. „Bildung ist wichtig. Und dazu gehören Gebäude dazu. Wir müssen zudem die Zeit nutzen, in der die Zinsen so historisch niedrig sind. Das Geld soll schnell und unbürokratisch fließen. Der Rat der Stadt muss möglichst schnell entscheiden.“
Das scheint in Bochum möglich. Zumindest präsentierte Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) schon einen detaillierten Plan, wie die 49 Millionen Euro eingesetzt werden können. „Wichtig ist“, sagte er, „dass wir das Geld auch für die Planungskosten nutzen können. Auch deshalb ist das Förderprogramm genau der richtige Ansatz. Es wird gleichzeitig in Bildungsbedingungen und in kommunale Infrastruktur investiert. Das gilt für Gebäude und Schulsportstätten ebenso wie für die digitale Ausstattung. Moderne Lernsituationen sind Ausdruck von Wertschätzung gegenüber den Schülerinnen und Schülern, den Eltern und Lehrkräften. Ohne das Land könnten wir dies so nicht realisieren.“
Die Stadt habe in den vergangenen Jahren gut 240 Millionen Euro für den Erhalt und Ausbau von Schulen anlegt. Eiskirch: „Voraussichtlich weitere rund 160 Millionen Euro werden noch in den kommenden Jahren bis 2022 für den Brandschutz, die Hochbausanierung, für Mensen und Sportschulen investiert werden. Von diesen nimmt das Sonderprogramm des Landes mit 49 Millionen Euro einen ganz besonders wichtigen Teil ein. Weil nun endlich nicht nur in das investiert wird, was rechtlich notwendig ist, sondern was sichtbare Qualitätsverbesserung verspricht.“ Die Stadt wolle, dass alle Schulformen von dem Programm profitieren und alle sechs Stadtbezirke berücksichtigt werden. Eiskirch: „Eine konkrete Liste mit Maßnahmenvorschlägen der Verwaltung werden wir bis Anfang November erstellen, damit diese so in die Beratungen eingehen können, dass ein Beschluss über die Maßnahmenliste in der Ratssitzung Anfang Dezember möglich ist.“
Das Förderprogramm
Die 49 Millionen Euro verteilen sich auf fünf Programmschwerpunkte:
6 Millionen Euro für die digitale Infrastruktur aller weiterführenden Schulen: Verteilung über Glasfaser-/Breitbandleitung einschließlich der Serverarchitektur und der gebäudeinternen WLAN/LAN-Ausstattung. Echte Bandbreite für echtes online Lernen, echtes digitales Lernen.
10 Millionen Euro – für das Aktionsprogramm naturwissenschaftliche Unterrichtsräume. An circa einem halben Dutzend Schulen unterschiedlicher Schultypen: Modernisierung der Chemie-, Physik- und Biologieräume inklusive der Vorbereitungsräume gemäß dem aktuellen technischen Standard. Beispielsweise an der Maria-Sibylla-Merian-Gesamtschule in Wattenscheid und am Schulzentrum Südwest in Linden.
10 Millionen Euro für das Schulsportstättenprogramm. Sanierung und Modernisierung von Sportanlagen an verschiedenen Schulen: Zum Beispiel die Sportanlagen Westenfeld (Sportschule NRW) und die Lehrschwimmbecken, die dauerhaft betrieben werden sollen. Das ist ein halbes Dutzend Lehrschwimmbecken, die dadurch auf den aktuellen Stand gebracht werden sollen.
5 Millionen Euro für das Grundschulprogramm – voraussichtlich in jedem der sechs Stadtbezirke: Bauliche Erweiterung der Kapazitäten für den offenen Ganztag, da hier ein deutlich gestiegener Bedarf besteht und dieser Bereich auch für die Integration von Flüchtlingen von Bedeutung ist. In jedem Stadtbezirk wird dies mindestens eine OGS betreffen und soll die Betreuungssituation in Grundschulkindfamilien verbessern.
18 Millionen Euro für große Sanierungsprojekte. Zum Beispiel den Einstieg in die Neuaufstellung des Schulzentrums Nord in Gerthe: Der erste und wahrscheinlich auch wichtige Teile eines zweiten Bauabschnitts können während der Laufzeit (Endabrechnung Mitte 2022) des Programms aus „Gute Schule 2022“ bestritten werden. Dabei geht es um Teil-Abriss, Teil-Neubau und Sanierung. Dafür sollen circa 15 Millionen Euro aus dem Programm zur Verfügung stehen.
3 Millionen Euro sollen für einen Ersatzneubau der Städtischen Schule für Kranke in Linden, die junge Patientinnen und Patienten betreut, bereit gestellt werden. Es ist ein Projekt, das der Stadt wegen der Besonderheit in den Unterrichtsnotwendigkeiten wichtig ist. Die Ferdinand-Krüger-Schule befindet sich mit ihrem Hauptstandort in einer Klinik in Linden. Während der Langzeitkrankheit werden hier Schüler weiter beschult.