Hamme. . Bürger und Kinder bepflanzen den Bürgerplatz. Initiative will neuen Schwung ins Viertel bringen und einen Stadtteiltreff ins Leben rufen. Leerstand gesucht.
Unsere Speckschweiz soll schöner werden, dachten sich die rund 30 Kinder der Awo-Kindertagesstätte Haldenstraße und schritten beherzt zur Tat. Gemeinsam mit der Initiative Speckschweiz, die sich seit knapp zwei Jahren für das Viertel stark macht, knöpften sich die Kita-Kinder den Bürgerplatz vor und pflanzten rund um den eher schmucklosen Brunnen fünf große Staudenbeete. „Das sieht jetzt richtig gut aus“, freut sich Hans Hanke, Sprecher der Bürgerinitiative und SPD-Ratsmitglied.
Bezirk Mitte hilft finanziell
Auf die Idee für die Pflanzaktion kam Anwohnerin Bettina Eickhoff, die bereits ein Staudenbeet im Stadtpark pflegt und von der Nachhaltigkeit dieser Pflanzen überzeugt ist. „Stauden sind so simpel wie schön, sie erhalten sich eigentlich von selbst“, weiß auch Hans Hanke. „Im Sommer muss man nur für Wasser sorgen, etwas düngen und das Unkraut zupfen, und dann blühen sie wieder von ganz allein.“ Trotz dieser eher überschaubaren Arbeit, die man mit der Pflege der Stauden hat, hat sich die Bürgerinitiative auf die Suche nach Paten gemacht – und ist schnell fündig geworden. Für das Herrichten der Beete sorgte die Stadtverwaltung, einen großen Teil der Finanzierung hat die Bezirksvertretung Mitte übernommen. Gärtnerin Anja Maubach aus Wuppertal, von vielen ehrfürchtig „Stauden-Päpstin“ genannt, half den Kita-Kindern beim Pflanzen.
Seit ihrer Gründung im Jahr 2014 ist die Initiative Speckschweiz dabei, neuen Schwung in das Quartier zwischen Dorstener, Herner und Feldsieper Straße zu bringen. Denn die Bewohner sind vom Potenzial ihres Viertels überzeugt und hängen an „ihrer Speckschweiz“. Bei regelmäßigen Treffen, zu denen die Initiative einlädt, seien schon viele Sorgen und Vorschläge auf den Tisch gekommen. „Die Leute möchten, dass etwas passiert und dass man sich untereinander besser kennen lernt“, sagt Hans Hanke.
Mehr als 20 Jahre ist es mittlerweile her, seit die umfangreiche Sanierung in Hamme abgeschlossen wurde, bei der rund um die Hofsteder Straße u.a. neue Plätze und Grünflächen geschaffen wurden. Seither ist es eher still in der Speckschweiz: Dass dies nicht so bleiben muss, hat etwa das erfolgreiche Kunstfestival „Rundlauf“ gezeigt. „Die Speckschweiz ist keineswegs herunter gekommen“, meint Hanke. „Die Infrastruktur ist in Ordnung, und das Wohngebiet verfügt über eine gesunde Mischung aus älteren Menschen und jungen Leuten.“ Gerade die Nähe zur U35, zum Kortländer-Viertel und zur Innenstadt macht die Speckschweiz schon länger für Studenten und junge Familien interessant.
So ist die Bürgerinitiative dabei, weiter für ihr Viertel einzutreten. Die jährlichen Straßenfeste kommen stets gut an. Die Aufhübschung des Bürgerplatzes ist ein weiterer Schritt. Nächstes Ziel ist die Einrichtung eines eigenen Stadtteiltreffs: „Diese Vision haben wir schon länger, aber bislang scheiterte es immer daran, einen geeigneten Raum zu finden“, so Hanke. Dabei: Leerstände gibt es in der Speckschweiz genug. „Wir sind weiter auf der Suche.“
Mythen über den Namen
Woher die Speckschweiz ihren Namen trägt, darüber wird im Viertel gern gerätselt. Eine Legende sagt, dass hier früher eher reichere Bergarbeiter gewohnt haben sollen, die sich sogar Speck leisten konnten. Und beim Thema Reichtum denkt man eben schnell an die Schweiz.
Ein anderer Mythos lautet: Auf dem weitläufigen Gelände des heutigen Bergbaumuseums befand sich früher die Großviehschlachthalle des stillgelegten Bochumer Schlachthofs. Reiche Metzger sollen zu dieser Zeit hier gewohnt haben. Aber ob diese Version stimmt?