Bochum. Die Ex-Verlegerin der WAZ wurde 1920 in Bochum geboren, das neue Musikforum trägt ihren Namen. Die Brost-Stiftung unterstützt den Neubau.
Anneliese Brost Musikforum Ruhr – warum ausgerechnet dieser Name, der gewiss nicht leicht von der Zunge geht? Und doch macht er Sinn. Die gebürtige Bochumerin Anneliese Brost (1920-2010), einziges Kind der Eheleute Heinrich und Johanna Brinkmann, Ehefrau des WAZ-Mitgründers Erich Brost, blieb zeitlebens eng verbunden mit ihrer Heimatstadt. Und das nicht aus Pflichtgefühl. Nein, es war ihr ein Herzensanliegen.
Etwa als die WAZ-Redaktion Anfang der 1990er Jahre neue Räumlichkeiten bezog. Nur einen Steinwurf entfernt vom Anzeiger-Haus, Rathausplatz 8 (heute Willy-Brandt-Platz), in der Hans-Böckler-Straße quartierte sich die Redaktion damals neu ein. Anneliese Brost hatte einst zunächst als Sekretärin und Vertraute ihres späteren Mannes Erich Brost mitgeholfen, 1948 die WAZ mit aufzubauen. In Bochum war das. Möglich durch die geradezu durch ein kleines Wunder nahezu vom Bombenkrieg verschont gebliebene Rotationsmaschine im Keller des Anzeiger-Hauses.
Anneliese Brost war häufig in Bochum zu Gast
Immer wieder besuchte sie in den Jahren danach Bochum. Da war die Zentrale der WAZ längst nach Essen gezogen. Bei ihrem Besuch zur Eröffnung neuer Redaktionsräume zeigte sie sich interessiert, wollte wissen, wie denn die Zeitung, die WAZ, vor Ort entstehe, wie die Arbeitsplätze der Redakteure, der Mitarbeiter aussehen. Und etliche Jahre später kam Anneliese Brost wieder zurück in ihre Heimatstadt. Schon hochbetagt, ließ sie sich von Ottilie Scholz die Kapelle im Turm der Christuskirche zeigen. Dabei machte sie kein Aufhebens um ihre Person. Der große Auftritt, er war ihre Sache nicht. Vielmehr berichtete Frau Brost im persönlichen Gespräch mit der Oberbürgermeisterin von ihrer Konfirmation in der alten Christuskirche, von ihrer Jugendzeit im Bochum vor dem Krieg. Pfarrer Hans Ehrenberg hatte sie konfirmiert.
Ottilie Scholz erinnert sich noch lebhaft an diese Begegnung im Rathaus: „Anneliese Brost war sehr präsent, äußerst wach und an unserer Stadt interessiert.“ Ursprünglich war für dieses Treffen im Frühjahr 2006 eine Stunde verabredet worden. Daraus wurden vier Stunden. Anneliese Brost bedankte sich einige Tage danach in einem persönlichen Brief bei Ottilie Scholz. Darin gestand sie offen, in „freudiger Aufregung“ gewesen zu sein. „Sie war eine außerordentlich beeindruckende Frau“, so die Alt-Oberbürgermeisterin.
Aufgewachsen in der Bochumer Altstadt
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Aufgewachsen war Anneliese Brinkmann am Hellweg in der noch beinahe mittelalterlich anmutenden Altstadt der Vorkriegszeit. Ihr Vater Heinrich Brinkmann, war Pferdehändler, die Mutter fand früh den Weg zur Sozialdemokratie, war zudem eine engagierte Frauenrechtlerin und mit Marie Juchacz, der Mitbegründerin der Arbeiterwohlfahrt gut bekannt. Anneliese Brost, die nach dem Tod ihres Mannes 1995 seinen Platz in der WAZ als Gesellschafterin und Verlegerin einnahm, engagierte sich für zahlreiche soziale und kulturelle Projekte. 1996 wurde die Erich und Anneliese Brost-Stiftung gegründet, 2002 folgte die Anneliese Brost-Stiftung. 2008 wurden beide zusammengefasst und firmieren seitdem unter dem Namen Brost-Stiftung.
Mit der Förderung des Musikforums durch die Stiftung wird nicht nur Geld für den Bau aufgebracht. Vielmehr machte die Stiftung deutlich, dass es ihr nicht um die Finanzierung eines reinen Konzerthauses gehe, dies sei nicht im Sinne von Anneliese Brost gewesen. Vielmehr soll an diesem Ort kulturelle und künstlerische Bildung gerade auch für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche nachhaltig gefördert werden. Dafür signalisierte die Brost-Stiftung bereits eine langfristige Unterstützung.
Führung im Musikforum
Freundeskreis macht sich seit über 40 Jahren für das Orchester stark
Der Freundeskreis zur Förderung der Bochumer Symphoniker ist aus dem Bochumer Musikleben nicht mehr wegzudenken. Allein 2014 hat der Verein das Wirken des städtischen Orchesters mit 30.000 Euro unterstützt.
Neben dem Bau des Musikforums waren in den letzten Jahren die Education-Projekte der BoSy für Kindergärten und Schulen ein besonderes Förderanliegen. „Kulturförderung macht bürgerschaftliches Engagement unerlässlich. In diesem Sinne heißt der Freundeskreis neue Mitglieder immer willkommen“, so das Motto.
Es war 1973, als die Existenz des städtischen Orchesters auf dem Spiel stand, dass sich der Förderverein gründete. Damals geisterten im politischen Raum Überlegungen herum, die Orchester der Städte Bochum, Dortmund und Gelsenkirchen zu einer „Ruhr-Symphonie“ zusammenzulegen. Das traf in den drei Kommunen auf heftigen Protest, und auch in Bochum engagierten sich kulturell interessierte Bürger/innen alsbald für den dauerhaften Fortbestand eines eigenständigen Konzertlebens mit eigenem Orchester. Von daher ist die Eröffnung des Musikforums aus Sicht des Fördervereins natürlich ein so wichtiger wie richtiger Schritt.
Im Februar 2015 hatte sich der Freundeskreis der Bochumer Symphoniker das Ziel gesetzt, die Zahl seiner Mitglieder von damals 530 noch zu steigern, um damit die Möglichkeiten zur Förderung des Orchesters weiter zu erhöhen. Als Ziel war die „Schnapszahl“ 555 ausgerufen worden – verbunden mit einer Extra-Aktion, unter denjenigen, die bis zum Saison-Abschluss eine Beitrittserklärung abgeben, ein Wahl-Abo zu verlosen. Die „555” war ziemlich bald überschritten, und der Zulauf hielt unvermindert an: Im September wurde die „600“ getoppt. Der Freundeskreis-Vorstand um den Vorsitzenden Dr. Peter Dönninghaus bedankte sich beim 600. Vereinsmitglied Annette Boch mit einen Blumenstrauß.