Privatbrauerei Fiege will Gebäude aufstocken für Gastronomie und Büros.Direkt nebenan laufen die Planungen fürs Justizzentrum auf Hochtouren.

Nach Jahren der Unsicherheit und des Zögerns spürt Stadtbaurat Dr. Ernst Kratzsch so etwas wie Aufbruchstimmung in Bochum: "Es gibt wieder mehr Mut zum Bauen." Private Investoren haben Projekte losgetreten, die wiederum Anschub seien für weitere Vorhaben.

So steht dem Schulneubau an der Querenburger Straße für die Fusion der Gymnasien Albert-Einstein- und Ostring nichts mehr im Wege. "Insofern war es gut, dass der Beschluss durchs Bürgerbegehren auf breiter Front bestätigt wurde", so Kratzsch. Denn mit dieser Planungssicherheit könne auch die Nachfolgenutzung des Justizzentrums am Ostring vorbereitet werden. "Es soll zeitnah gebaut werden", und zwar parallel zum Schulzentrum. Der Wettbewerb des Bauherrn BLB NRW (Bau- und Liegenschaftsbetrieb) ist ausgeschrieben, am 28. Oktober soll ein Preisgericht entscheiden. 60 bis 70 Millionen Euro schwer wiegt die Investition für Land-, Amtsgericht und Staatsanwaltschaft.

Derweil bleibt auch der unmittelbare Nachbar, die Privatbrauerei Fiege, nicht untätig: Das Bochumer Unternehmen plant eine Aufstockung des Nordbahnhofs; dort, wo die Uhr seit Jahren unverändert 9.12 Uhr anzeigt. Damit würde ein langjähriger Leerstand in in exponierter Lage zwischen Nord- und Ostring wieder mit Leben gefüllt. Fiege wünscht sich eine Neunutzung des langgestreckten Gebäudes mit Gastronomie im unteren Bereich, ergänzt durch Büroflächen. Der Bauantrag wurde bereits gestellt; die Stadt klärt derzeit dazu noch statische Fragen. Dr. Kratzsch: "Die U-Bahn fährt dort quasi durch den Keller. So muss die Statik genügen, um die Geschosse zu tragen." Vorgesehen ist, das Gebäude mit einem eingeschossigen gläsernen Aufbau aufzuwerten. Der Keller verfügt über ein Gewölbe; im Erdgeschoss soll ein Gastro-Betrieb mit Terrasse installiert werden. Die übrigen Etagen will Fiege dann als Büroflächen am Markt anbieten.

Zum Schulzentrum kommt dann noch der Um-/Neubau der Hans-Böckler-Realschule; auch dafür wird im Herbst ein Wettbewerb ausgelobt, damit im nächsten Jahr der Baustart erfolgen kann. Acht bis neun Mio E werden veranschlagt.

2011 soll der Umzug der Justiz von der Viktoriastraße hin zum Ostring erfolgen, und dann geht es um die Neunutzung dieses Areals, wobei die Planer den gesamten Komplex mit dem Telekomblock betrachten. Begehrlichkeiten und Vorschläge, die in Richtung zusätzlicher Einzelhandel zielen, gibt's bereits zuhauf. Doch Ernst Kratzsch sieht keinen Grund zur Eile: "Wir sollten nicht vor 2011 Entscheidungen treffen und bis dahin die Trends der großen Nachbarn in Dortmund und Essen beobachten. Keiner weiß, wie sich der Einzelhandel in den nächsten sechs Jahren entwickelt."