Bochum. . Mit einem Zahnstocher aus Elfenbein fing alles an. Mittlerweile hat Günter Fugmann eine beachtliche Menge ungewöhnlicher Stäbchen zusammen.

  • Seit Jahren sammelt der Zahntechniker Günter Fugmann Zahnstocher.
  • Die Hygiene-Helfer sind teils hunderte Jahre alt, teils aus Metall und Elfenbein.
  • Einer der Stocher gehörte früher sogar dem Grafen Wilhelm von Redern aus Berlin.

Günter Fugmann ist nicht einfach nur Sammler, sondern Besitzer einer der wohl ungewöhnlichsten Sammlungen der Region. Denn der Zahntechniker im Ruhestand hortet Zahnstocher. In einer Vitrine befinden sich auf mehreren Regalbrettern eine Vielzahl der kleinen Helfer, durch alle Kulturen hinweg und teils uralt (einer ist von 1807). Mit den kleinen Holzstäbchen, welche die Allgemeinheit heute kennt, haben diese Wunderwerke nur wenig zu tun.

Mal sind sie aus Elfenbein geschnitzt, mal eine getrocknete Blüte, mal aus Metall gefertigt, sehen aus wie Schweizer Taschenmesser oder winzige Brillenetuis – einzigartig sind die Stocher und die Zahnstocherhalter allemal.

„Oldtimersammeln braucht einfach zu viel Platz“, scherzt der 85-Jährige. Mit einem Zahnstocher auf einem Flohmarkt für gar nicht teuer Geld fing es an. „Zahnstocher sammelt nicht jeder, dachte ich mir“, so Fugmann. Und so trieb er sich mit seiner Frau auf den verschiedensten Antik-Märkten herum, immer auf der Suche nach einer neuen Rarität. „Einmal haben wir auf einem Flohmarkt einen alten Zahnbürstenhalter entdeckt. Mein Mann wusste natürlich sofort, was das ist“, erinnert sich Ursula Fugmann.

Auf die Nachfrage hin beim Verkäufer, was das denn sei, meinte dieser, es sei ein Teelicht, das jedoch nicht funktioniere. Nach dem Kauf habe man den Verkäufer dann aufgeklärt. Der ärgerte sich natürlich, den kleinen Schatz so günstig weggeben zu haben.

Adeliger Stocher stammt aus Berlin

Sogar ein ehemaliger Zahnstocher des Grafen Wilhelm von Redern befindet sich in der Sammlung des Wahlbochumers. Im Krieg war die schöne Schatulle mit dem Zahnwerkzeug vergraben und erst 1995 wieder ausgegraben worden. Kurz danach erstand Günter Fugmann das gute Stück in Berlin.

Zwar nimmt die reine Zahnstochersammlung nur ein paar Regale ein, ist jedoch trotz allem verhältnismäßig groß, wie das Ehepaar Fugmann mittlerweile weiß: Über eine Zeitschrift erfuhren sie von einem weiteren Zahnstochersammler in Tübingen. Als sie dessen Sammlung sahen, folgte jedoch Ernüchterung: „Seine Sammlung hätte in einen Karton gepasst“, erinnert sich die Frau des Sammlers.

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Trotz der Größe hat Fugmanns Sammlung vor allem einen ideellen Wert. Auch dazu hat die Familie eine Geschichte zu erzählen: „Bei uns wurde mal eingebrochen. Aber die Zahnstochersammlung haben die Diebe stehen lassen.“

Eingebettet ist das Miniatur-Museum in einen ganzen Raum, der dem Thema Zahn gewidmet ist. Dort stehen alte Lehrbücher, hier eine Prothese aus früheren Tagen. Und zu allem hat Günter Fugmann einiges zu erzählen. Seine Arbeit als Zahntechniker hat er geliebt, das ist nicht zu übersehen. Stundenlang, erzählt seine Frau, habe er im Zimmer gestanden, die Sammlung liebevoll umdekoriert und mit großer Akribie geputzt.

Der Zahntechniker liebte seine Arbeit

Mit den kleinen Hygienehelfern hat es sich mittlerweile jedoch ausgesammelt. Denn alte Zahnstocher-Meisterwerke sind inzwischen auf den Flohmärkten nicht mehr zu bekommen. Bei Günter Fugmann überstehen sie jedoch die Zeit. Wer die Vitrine einmal erben wird, da ist sich das Ehepaar indes noch nicht ganz sicher.