Bochum. . Das Bergbaumuseum in Bochum packt: Bis Januar wird es fast komplett leergeräumt. Dann beginnt der Umbau - im laufenden Betrieb.
- Bis Ende Januar wird das Museum fast komplett leer geräumt, danach zwei Jahre saniert und umgestaltet
- 350 000 Exponate müssen weggebracht werden - zwei Drittel davon sind schon weg
- Beim Abbau der tonnenschweren Teile geht Sicherheit vor Geschwindigkeit
Das Deutsche Bergbaumuseum hat besondere Anziehungskräfte. Sie wirken scheinbar auch in der aktuellen Umzugs- und Umbauphase. Bis Ende Januar 2017 wird das Museum fast komplett leergeräumt, danach zwei Jahre saniert, umgestaltet und inhaltlich neu aufgestellt. Die Besucher aber kommen weiterhin. „Ich habe mir gerade noch die Besucherzahlen aus dem Vorjahr angesehen“, sagt Wiebke Büsch, Pressesprecherin des Museums. „Sie sind mit den aktuellen fast identisch. Was wir bisher schon an Umbaumaßnahmen durchgeführt haben, hat also nicht dazu geführt, dass weniger Menschen zu uns kommen.“
Richtige Entscheidung
Anders herum wird auch ein Schuh daraus. Die Hallen, die jetzt freigezogen werden, waren/sind für die Besucher nicht (mehr) so interessant. Die inhaltliche Umgestaltung war/ist also die absolut richtige Entscheidung. Zumal ja ein Minimalbetrieb weitergeht. Auch während der Umbauphase können die Besucher ins Anschauungsbergwerk, sie können mit dem Seilfahrtsimulator einfahren und können auf das Fördergerüst, das die Landmarke für das Bergbaumuseum ist. Die Ausstellung „Packendes Museum – das DBM im Aufbruch“ erweitert das Angebot später. Das waren und sind die Seiten des Museums, die anlocken. Nach dem Umbau sollen das dann auch drei neue Rundgänge.
Im Bergbau geht es immer auch um runter. Aktuell geht es im Museum rasant runter mit den Möglichkeiten für die Besucher. 20 Hallen waren es im Normalbetrieb. Jetzt sind noch vier Hallen begehbar. Auch wenn sich hin und wieder Besucher verlaufen und plötzlich in Hallen stehen, in denen Nicolas Twardy und seine Kollegen mit schwerem Gerät schweres Gerät abbauen: Förderkörbe, Doppelwalzenschrämlader, Bohrwagen, Bogenausbau.
Twardy (48) ist gelernter Bergmechaniker. Er war zehn Jahre unter Tage aktiv. Seit 18 Jahren ist er inzwischen Grubenhandwerker im Museum. Schnell hat er bei dieser Arbeit über Tage gelernt, „dass man nicht von Schrott spricht, auch wenn manche Teile gerade nach ihrem Abbau danach aussehen, sondern von Exponaten“. Ganz, ganz viele sind schon erfasst, fotografiert, eingepackt und in einem der zwei Zwischenlager deponiert. Von 350 000 Exponaten reden sie im Museum immer, und davon, dass zwei Drittel schon verpackt sind.
Jetzt fehlt noch das Archiv mit Kilometern von Akten. Büsch ist mehr als optimistisch, dass die Mitarbeiter auch diesen Berg pünktlich abgetragen haben. „Ich gehe davon aus, dass wir auch das im zeitlichen Rahmen schaffen. Derzeit liegen wir komplett im Plan.“ Und kaputt gegangen ist (fast) nichts. „Zwei Vitrinengläser sind gesprungen“, sagt Büsch. „Damit kommen wir klar.“
Auch bei den großen, fünf bis zehn Tonnen schweren Maschinen und Exponaten sieht es gut aus. „Hier geht aber ganz klar Sicherheit vor Geschwindigkeit“, sagt Twardy. „Wenn hier was passiert, dann tut es richtig weh, dann fällt der Kollege länger aus.“ So steht zum Beispiel der Bogenausbau unter Spannung. Entsprechend vorsichtig müssen Schrauben gelöst werden. „Spannend ist auch der Abbau von Radladern. Die können wir nicht am Stück bewegen, weil sie so schwer sind. Die müssen wir teilweise auseinanderbauen. Wobei dann immer alles mit der Digitalkamera festgehalten werden muss. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass der Mensch, der später die Maschine wieder zusammenbaut, ein anderer ist, als der sie auseinandergenommen hat. Und ob sie überhaupt noch einmal zurückkommen, steht bei einigen Exponaten auch noch nicht fest. Sie müssen aber natürlich dennoch irgendwo vernünftig gelagert werden.“