Bochum. . Immer mehr Klagen über marode Bürgersteige. Tiefbauamt: Die Sicherheit für Fußgänger ist stets gewährleistet. Doch: „Für Schönheit ist kein Geld da.“

  • Auf etlichen Bürgersteigen im Stadtgebiet lauern Gefahren
  • Das beklagen vor allem ältere Leser regelmäßig bei der WAZ-Sprechstunde
  • Das Tiefbauamt widerspricht. Schön, sei vielfach anders, doch die Verkehrssicherheit sei gewährleistet

Es passierte beim Aussteigen aus dem Auto. Auf dem Parkstreifen am Südring stolperte Gerhard Siebert über eine mächtige Baumwurzel auf dem Gehweg. Folgen: ein Schien- und Wadenbruch und eine monatelange ärztliche Behandlung. Ein Einzelfall. Doch auf etlichen Bürgersteigen im Stadtgebiet lauerten ähnliche Gefahren, beklagen vor allem ältere Leser regelmäßig bei der WAZ-Sprechstunde. Das Tiefbauamt widerspricht. Schön, so weiß man im Rathaus, ist vielfach anders. Doch die Verkehrssicherheit sei gewährleistet. Mehr gibt die Stadtkasse nicht her.

Baumwurzeln sind größtes Problem

3,5 Millionen Quadratmeter umfasst die Gesamtfläche aller Bochumer Gehwege. „Anders als Fahrbahnen gehen die eigentlich auch nach Jahrzehnten nicht kaputt“, sagt Christoph Matten, Sachgebietsleiter im Tiefbauamt. Eigentlich. Denn Mutter Natur verrichtet vielerorts ihr unaufhaltsames Werk. Baumwurzeln heben Platten und Pflastersteine an: tückische Fallen gerade für Senioren mit Gehhilfe oder Rollator. Die Wurzel des Übels zu beseitigen, komme in aller Regel nicht infrage. Matten: „Wir wollen keinen Baum fällen, sondern uns anders behelfen.“

Das Ergebnis: Flickwerk. Werden Schäden von Bürgern gemeldet, rückt ein Bautrupp aus. Sämtliche Gehwege werden zudem alle ein bis sechs Wochen kontrolliert. Welche Trottoirs verkehrssicher sind und welche nicht, liegt dabei im Auge des Betrachters. Matten: „Eine gerissene Platte oder Unkraut rechtfertigen keine Reparatur. Auch Platten, die im Winter durch Frost hochgedrückt werden, bleiben wie sie sind. Das reguliert sich nach dem Frost von allein.“ Es müsse eine nachhaltige Gefahr erkennbar sein. „Für Schönheit fehlt uns das Geld.“

Haben Bürger somit keine Chance auf eine umfassende Sanierung oder gar Erneuerung ihres Gehsteigs? Doch. Zwar gibt es dafür im Haushalt kein festes Budget. Wird eine komplette Straße erneuert – wie jüngst etwa die Oskar-Hoffmann-Straße –, werden aber auch die Bürgersteige neu angelegt. Und: Müssen die Stadtwerke einen Gehweg wegen Leitungsarbeiten aufreißen, werden die alten Platten oder Steine meist durch neues Material ausgetauscht.

Selbst aktiv werden können leidgeprüfte Anwohner über die Bezirksvertretungen. Die Kommunalpolitiker nehmen Klagen und Vorschläge entgegen. Die Chancen auf ein neues Geläuf stehen allerdings schlecht. „Die Arbeiten müssen aus den Budgets der einzelnen Bezirke bezahlt werden“, erklärt Matten. Und die sind knapp bemessen.

Gute Nachricht: Zu schwerwiegenden Unfällen auf den Buckelpisten kommt es laut Tiefbauamt „extrem selten“. Der Stadt werde bei Verfahren „so gut wie nie“ eine Schuld zugewiesen, so Matten.

So auch nicht beim Unfall von Gerhard Siebert. Die Situation am Südring sei „nicht ganz ideal“, hieß es damals. Doch es bestehe keine Notwendigkeit, etwas zu ändern.