Bochum. . Das Blue Square an der Kortumstraße kennt aber längst nicht jeder.
- Die Stadt ist im Wandel nach dem Weggang von Nokia und dem Aus für Opel
- 56 000 Menschen studieren hier
- Die Frage aber ist: Ist die Ruhr-Uni in der Stadt angekommen?
Die Stadt ist im Wandel nach dem Weggang von Nokia und dem Aus für Opel. Sie soll Wissensstadt sein. 56 000 Menschen studieren hier. Sie liegt im Ranking der größten Hochschulstandorte in NRW nach Studierendenzahlen auf Platz drei hinter Köln und Münster. Am Montag begrüßte die Ruhr-Uni wieder 4600 Erstsemester. Die Ruhr-Uni ist, wenn man alle Beschäftigten zusammenzählt, die größte Arbeitgeberin der Stadt.
Die Frage aber ist: Ist sie in der Stadt angekommen? Auf jeden Fall dehnt sie sich immer mehr in die Stadt aus, bespielt zudem nun auch das alte Opelgelände. Das sieht Ulf Dannehl, Referent von OB Thomas Eiskirch (SPD), als Zeichen dafür, „dass die Uni in der Stadt angekommen ist. Es zeigt, dass sie ein aktiver Partner in der Stadtentwicklung ist. Die Uni ist durch das Blue Square und das Bochumer Fenster in der Stadt präsent“. Noch immer aber ist nicht allen Bochumern klar, dass das Blue Square auch für sie ein Veranstaltungsort sein kann.
Maik Frömrich, Manager des Blue Square, hat dafür ein Beispiel. „Eine Frau, die sich bei uns eine Ausstellung angesehen hat, hat auf unseren Flyer gezeigt und gesagt, dass sie auch gerne solche Veranstaltungen besuchen würde. Da musste ich ihr erklären, dass diese gerade für sie gedacht sind.“ Er ist zufrieden mit der Auslastung. „Wir haben im Schnitt drei Veranstaltung pro Woche mit 50 bis 60 Besuchern, macht im Monat über 700.“
„Nachholbedarf“ beim Handel erkennt derweil Michael Mauer, Eigentümer unter anderem des Blue Square. Zwar die Gastronomie, nicht aber der Großteil der City-Geschäfte habe sich auf die täglich rund 3000 Studenten eingestellt, sie als Kunden entdeckt. „Es müsste mehr Angebote oder Rabattaktionen geben, so wie im Bermuda-Dreieck mit dem ,Student’s Day’ an jedem Montag“, so Mauer. Zum Semesterbeginn etwa könnte der Einzelhandel ein Begrüßungspaket schnüren.
Ruhr-Uni begrüßt 4600 Erstsemester
„Junge, brich deiner Mutter nicht das Herz, es ist noch nicht zu spät, dich an der Uni einzuschreiben...“: Mit dem bekannten Hit „Junge“ der Berliner „Ärzte“ begrüßte am Montag eine vierköpfige Band die Erstsemester an der Ruhr-Universität. 4600 meist junge Menschen schrieben sich für ein Studienfach ihrer Wahl für das Wintersemester ein. Im großräumigen Audimax mit Liveübertragung in diverse Hörsäle wurden sie von hochrangigen Vertretern der RUB und der Stadt empfangen.
Einen lockeren Start bot der Poetry-Slammer Sebastian23, mittlerweile eine Bekanntheit nicht nur in der Bochumer Kulturlandschaft. Der ehemalige Philosophiestudent der Ruhr-Universität erzählte von seinen Anfängen in der Stadt und ermutigte die Erstis dazu, während des Studiums über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen.
Auch der Rektor der Universität, Axel Schölmerich, empfing die Studenten. „Ihr seid nun offiziell in die akademische Gemeinschaft aufgenommen“, sagte er. Für ihn sei es die schönste Gemeinschaft auf unserem Planeten: „Hier zählt einzig und allein das beste Argument und nicht, wer die größte Macht oder das meiste Geld besitzt.“ An der Universität lerne man das Denken und das Forschen. „Wir wollen nicht nur Probleme lösen, sondern diese überhaupt identifizieren können“, sagte Schölmerich.
Einen lebendigen Abschluss der Veranstaltung bot nach den Grußworten von Bürgermeisterin Erika Stahl und der AStA-Vorsitzenden Nur Demir die lebensnahe Rede von Wilken Engelbracht, Finanzvorstand des VfL Bochum. „Fußball ist wie Schach – nur ohne Würfel“: Dieses unglückliche Zitat von Lukas Podolski nahm er zum Anlass, um zu zeigen, dass Fußball nicht immer etwas mit dem studentischen Betrieb zu tun hat. Eines jedoch hätten die Profikicker und Studenten sehr wohl gemeinsam: Erfolg komme nicht durch Talent, sondern durch konsequente Übung und Hartnäckigkeit.
Studis erobern den Campus
Anschließend strömten Tausende von Erstis aus der großen Halle nach draußen, um von Vertretern ihrer Fakultäten empfangen zu werden. „Es ist erstaunlich zu sehen, wie viele Menschen an der RUB studieren“, sagte Kim Schulte aus Bergkamen. Bei einem Vorkurs in den vergangenen zwei Wochen habe sie kaum jemanden auf dem Campusgelände gesehen.
Aktuell studieren in Bochum 56 000 Menschen, davon 46 000 allein an der Ruhr-Uni. Sie gilt weiterhin als Pendleruni: Viele der Studierenden kommen aus anderen Städten. Für sie bietet die Ruhr-Uni mit mehr als 60 Bachelor- und 100 Masterstudiengängen ein attraktives Angebot.