Bochum/Recklinghausen. Ganz schön ausgeschlafen: Das Bettenfachgeschäft Korten feiert sein 140-jähriges Bestehen. Das Jubiläum steht auch im Zeichen der neuen „Auszeit“-Stiftung.
- Das Bettenfachgeschäft Korten in Bochum und Recklinghausen blickt auf sein 140-jähriges Bestehen zurück
- Der Jubiläumsverkauf steht auch im Zeichen der jüngst gegründeten Stiftung „Auszeit“
- Das Unternehmen unterstützt damit den Bau eines Kurzzeitpflegeheims für behinderte Kinder
Betten sind ihr Markenkern. Und damit geht Familie Korten seit Jahrzehnten ausgesprochen ausgeschlafen um. Exakt: seit 140 Jahren. So lange existiert das Fachgeschäft, das von Frank Korten (54) in fünfter Generation geführt wird. Eine „Auszeit“ gönnt sich der Chef nur abseits des Geschäftes: Korten zählt zu den Gründern der gleichnamigen Stiftung, die ein bundesweit einmaliges Kurzzeitpflegeheim für behinderte Kinder und Jugendliche in Bochum bauen will.
Pioniergeist: Den prägte schon den Ururgroßvater von Frank Korten. 1876 ist es Ludwig Karl Robert Arthur Korten, der sich in Wuppertal-Elberfeld mit einem Manufaktur-Warengeschäft selbstständig macht. „In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich die Firma zu einem reinen Bettenfachgeschäft“, berichtet Frank Korten.
Heimtextilien auf dem Rückzug
In Wuppertal wird das Geschäft im Zweiten Weltkrieg zerstört und nie wieder aufgebaut. In Bochum gehen gleichfalls Bomben auf das 1931 eröffnete Bettenhaus Arthur Korten an der Bongardstraße 6 nieder. Hier jedoch wird die Korten-Geschichte fortgeschrieben: nach dem Krieg am Husemannplatz, ab 1949 mit mehrfachen An- und Umbauten an der Bongardstraße 20, seit 2009 auf doppelter Fläche an der Bongardstraße 30. Seit 1992 unterhält Korten zudem eine Niederlassung in Recklinghausen. Insgesamt sind 16 Mitarbeiter tätig.
„Das Geschäftsfeld hat sich gewandelt“, schildert Frank Korten (der wie alle seine Vorfahren auch den „Arthur“ im Namen trägt). „Heimtextilien sind auf dem Rückzug; die gibt’s inzwischen in jedem Discounter. Wir konzentrieren uns auf hochwertige Betten, Matratzen und Gestelle.“ Dabei warten die Kortens mit einer Eigenmarke auf: Unter dem Titel „Kortenstudio“ haben Frank und seine Ehefrau Susanne eine Serie mit Boxspringbetten auf den regionalen Markt gebracht.
Ausreichend Platz zur Präsentation bietet sich demnächst in der dritten Etage des Boulevard-Geschäftshauses, die entkernt und saniert wurde. Auf 300 Quadratmetern sollen hier vor allem Möbel zur Geltung kommen. „Die Eröffnung ist Anfang November geplant. Damit werden wir die Verkaufsfläche um ein Drittel auf 1000 Quadratmeter vergrößern“, so Frank Korten.
Ein Euro für das neue Pflegeheim
Ab sofort können die Kunden Jubiläumsrabatte zum 140-jährigen Bestehen nutzen. „Jetzt sparen und Gutes tun!“, wirbt das Fachgeschäft. Denn: Mindestens bis zum Jahresende wird für jedes verkaufte Federkissen oder Federbett ein Euro an die Stiftung „Auszeit“ gespendet. Frank Korten zählt zu den Gründungsstiftern und engagiert sich im Vorstand. Es sei ihm „ein großes Anliegen, den Blick auf die Menschen zu richten, die in besonderem Maße unsere Hochachtung und Unterstützung verdienen“, so Korten: auf Familien, die ihre behinderten Kinder liebe- und aufopferungsvoll daheim pflegen.
Kurzzeitpflegeheim ist auf den Weg gebracht
Das erste Kurzzeitpflegeheim für behinderte Kinder und Jugendliche in Bochum ist auf den Weg gebracht. 50 000 Euro wurden von Frank Korten, Marc Mauer, Ralf Blennemann, der Volksbank Bochum-Witten, dem Lions-Hilfswerk Bochum-Ruhr und dem Verein Menschen(s)kinder als Gründungsstifter eingebracht. „Wir rechnen im November mit der Anerkennung durch die Bezirksregierung“, erklärt Vorstandsmitglied Jochen Grothkop von den Menschen(s)kindern.
Aus ihrer langjährigen ehrenamtlichen Arbeit wissen die Mitarbeiter der Elterninitiative: Wer daheim ein behindertes Kind betreut, ist oft am Limit. Die psychische und physische Belastung ist enorm. „Auszeit“ soll deshalb das Heim heißen, in dem ab 2018 bis zu 15 behinderte Jungen und Mädchen aller Pflegestufen und bei Bedarf auch ihre Geschwister („Schattenkinder“ genannt) bis zu zwei Wochen betreut werden, während ihre Eltern neue Kräfte sammeln. Die Pflegeeinrichtung soll der Kinderklinik an der Alexandrinenstraße angegliedert werden. 3,5 Millionen Euro Baukosten sind veranschlagt. Die Landschaftsverbände Westfalen-Lippe und Rheinland als Kostenträger hätten bereits Zustimmung signalisiert, so Grothkop. Eine Anerkennung als bundesweites Modellprojekt werde angestrebt.
Über die Planungen informiert die Stiftung bei einem „Gründer-Event“ am Sonntag, 4. Dezember, ab 14 Uhr in den Räumen des Autohauses Lueg an der Universitätsstraße 44. Zugesagt hat u.a. OB Thomas Eiskirch. Jochen Grothkop: „Wer bis Jahresende mindestens 5000 Euro einbringt, gilt noch als Gründungsstifter.“