Bochum. . Auf dem Hauptfriedhof gibt es eine neue Form von Urnengräbern: für die Angehörigen pflegefrei, aber trotzdem nicht anonym. Und relativ kostengünstig.
- Die Stadt bietet neue Urnengräber an: für die Angehörigen komplett pflegefrei, aber nicht anonym
- Die Anlage liegt auf dem Hauptfriedhof, bald soll es das Angebot aber auch in den Stadtteilen geben
- Die Gesamtkosten pro Urnenbestattung belaufen sich auf einmalig 1623 Euro.
Der Trend zur Urnenbestattung schreitet immer weiter fort. In Bochum entscheiden sich mittlerweile 75 Prozent für diese Art der Beerdigung. Die Stadt reagiert darauf. Seit dem vorigen Frühjahr bietet sie auf dem Hauptfriedhof in Altenbochum eine in der Stadt neuartige „Urnengemeinschaftsgrabanlage“ an. Das Besondere daran: Die Hinterbliebenen brauchen sich 25 Jahre lang nicht um die Grabpflege zu kümmern (das erledigt die Stadt), können aber gleichzeitig den Namen des Verstorbenen hinterlassen und persönliche Gegenstände wie Blumen oder Bilder dort ablegen. Der Gesamtpreis für diese Form der Bestattung ist mit 1623 Euro für Bochumer Verhältnisse relativ niedrig.
„Wir glauben, dass das ein zukunftsfähiges Modell ist“, sagt Betriebswirt Roland Wrobel, Leiter der Friedhofsverwaltung. „Das Angebot wird gut angenommen.“ Schon jetzt habe es mehr als 50 solcher Bestattungen gegeben. „Dieses Angebot werden wir auch in den Stadtteilen sukzessive ausbauen.“ Voraussichtlich bereits im nächsten Jahr in Eppendorf. Es soll auch Variationen dieser neuen Grabform gebe, aufwendigere.
Namen in einer Stele eingraviert
Die Urnengemeinschaftsgrabanlage auf dem Hauptfriedhof besteht aus einzelnen Grabstellen, die jeweils die Größe einer zweiteiligen Familiengruft haben. Darin werden jeweils zwölf Urnen beerdigt. Die Namen der Toten werden in ein Gemeinschaftsgrabmal – einer steinernen Stele – eingraviert. Jede Grabstelle hat eine eigene Stele, auf der bei voller Belegung zwölf Namen stehen. Die Grabstelle wird mit Rollrasen überdeckt und von der Stadt gemäht.
„Wir verzeichnen schon seit Jahren einen Trend zu Grabformen, die für Angehörige pflegefrei sind, deren Pflege bereits im Angebot geregelt ist“, sagt Wrobel. Als Grund für diesen Trend nennt er die wachsende Mobilität der Gesellschaft – Angehörige wohnen heute zunehmend in ganz Deutschland oder im Ausland verteilt. Außerdem werden Hinterbliebene heute im Schnitt immer älter und sind körperlich immer weniger in Lage, selbst ein Grab in Ordnung zu halten. Schließlich kommt der finanzielle Aspekt hinzu: Viele können mehrere tausend Euro für eine Beerdigung nicht mehr bezahlen.
Es gibt weitere Grabformen, bei denen die Stadt die Pflege komplett übernimmt: die anonymen. Direkt gegenüber der neuen Urnengemeinschaftsgrabanlage liegt eine Urnen-Reihengrabstätte – angelegt als große Rasenfläche (1738 Euro). Dort kennen die Angehörigen aber nicht die konkrete Stelle der Bestattung – was manche später bereuen. Blumen und Gestecke können sie dann nur an einer „Gemeinschaftsablagefläche“ hinterlegen. Bei der günstigsten Beerdigungsform (438 Euro) wissen die Angehörigen nicht einmal, auf welchem Grabfeld die Urne in die Erde gelassen wurde. Mit der Anlieferung des Sarges endet der Kontakt der Hinterbliebenen zum Verstorbenen.
Bestattung unter Apfelbäumen
So kommt man zur neuen Urnengemeinschaftsgrabanlage: Vom Haupteingang an der Immanuel-Kant-Straße sofort ganz links. Nach rund 200 Meter liegt die Anlage auf der rechten Seite.
Wohl im nächsten Jahr bietet die Stadt ein weiteres neues Angebot an: Urnenbestattung rund um Apfelbäume. Das Angebot ist aber gärtnerisch komfortabler und hochpreisiger.