Mitte. . Projekt am Alice-Salomon-Berufskolleg für angehende Erzieher mit derungewöhnlichen Musik des blinden Ausnahmekünstlers

Still und andächtig sitzen die Schülerinnen und Schüler der Musikklasse des Alice-Salomon-Berufskollegs und lauschen den ungewöhnlichen Klängen im Klassenzimmer. Gespannt achten sie auf das Geschehen: Ihre Lehrerin Maria Cristina Witte spielt Klavier, während Stefan Lakatos auf einem Teppich auf dem Boden hockt und dem Stück Rhythmus verleiht.

Lakatos ist schwedischer Musiker und der einzige Schüler Louis „Moondog“ Hardins gewesen, dem blinden Ausnahmetalent, der mit seiner außergewöhnlichen Kombination aus klassischer Musik und ursprünglichen Rhythmen die Musikwelt ins Staunen versetzte. Der US-amerikanische Künstler zog 1974 nach Recklinghausen und verdiente sein Geld zu Lebzeiten mit Straßenmusik.

Staunen sollen nun auch die angehenden Erzieher. In den kommenden Wochen wollen sie gemeinsam die Stücke Moondogs erarbeiten und am 23. November um 19 Uhr ihr Können bei einem Konzert in der Kunstwerkstatt am Hellweg präsentieren.

Zum dritten Mal findet dieses Projekt an der Berufsschule statt. „Musik verbindet und unterstützt die soziale Kompetenz der Schüler“, sagt Sabine Napieralla vom Lions Club Bochum Allegra, der das Projekt von Anfang an finanziell unterstützt hat. „Jeder einzelne ist bei dem Projekt wichtig. Ohne, dass man sich auf seine Mitschüler einlässt, funktioniert es nicht“, sagt Lehrerin Maria Cristina Witte.

Das Projekt bietet den Schülern Zugang zu einem Künstler, der nicht nur durch seine Musik auffällt, sondern auch äußerlich polarisiert hat. Der 1999 verstorbene Moondog war ein großer Verehrer der nordischen Mythologie und erinnerte mit seinem weißen Bart und den langen Haaren an einen Charakter aus Fantasyromanen. Trotzdem – oder gerade deshalb – sind die Schüler neugierig auf Moondog: „Ich finde es erstaunlich, dass Moondog Musik verfasst hat, obwohl er blind war. Ich kann ja nicht einmal Noten lesen, obwohl ich sehen kann!“, sagt die angehende Erzieherin Rahel Overberg (18). Ihre Mitschülerin Celina Bolesta (18) staunt über die Trimba, eine Art Trommel, die Moondog erfunden hat: „Ich habe so eine Musik noch nie vorher gehört. Ich musste mich dabei richtig konzentrieren.“

Die Schüler lernen bei dem Projekt den Umgang mit elementaren Musikinstrumenten und wissen das Gelernte auf ihren zukünftigen Beruf anzuwenden: „Wir haben früher auch Rasseln gebaut, selbst jüngere Kinder können damit Musik machen“, findet Rahel.

Stefan Lakatos, der die Musik Moondogs am Leben hält, freut sich jedenfalls über den dritten Anlauf des Musik-Projektes. „Die Musik klingt simpel, ist aber nicht einfach zu spielen. Doch die Schüler lassen sich auf sie besser ein als manch’ ein professioneller Musiker.“