Bochum. Bei Verspätung und Streichung können Fluggäste bis zu 600 Euro Entschädigung verlangen. Start-up Compensation2Go kauft Betroffenen die Ansprüche ab.
- Bochumer Unternehmen kauft Entschädigungs-Recht von Flugkunden
- Betroffene bekommen schnell und mühelos einen Teil ihrer Entschädigung
- Im Gegenzug müssen sich die Fluggäste nicht mit den Airlines streiten
Der Konflikt rund um Tui Fly zeigt ganz aktuell, wie schnell die Flugfreude zum Flugfrust werden kann. Rund 1,5 Prozent aller in Europa durchgeführten Flüge sind von Annullierungen, Überbuchungen oder Verspätungen über drei Stunden betroffen.
Als Entschädigung gibt es bis zu 600 Euro zurück. Doch der Weg führt meist nicht an einer Klage vorbei. Verständlich also, dass nur jeder Zehnte sein Recht auf die Zahlung durchsetzt. Den großen Rest will das jüngst in Bochum gegründete Unternehmen Compensation2Go erreichen. Hier kriegt der Kunde schnell sein Geld zurück – das Recht auf die Entschädigung verkauft er indes.
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Kommt es beim Flug zu Problemen, tun sich die Fluggesellschaften meist schwer; nur selten wird die Entschädigung direkt gezahlt. Was folgt, ist ein langer Prozess mit zahlreichen Gerichtskosten. Allgemein sind die Fluganbieter spezialisiert darauf, sich vor ihrer Verantwortung zu drücken: „Zum Teil fehlt bei den Fluggesellschaften sogar der Name am Postfach, damit Forderungen nicht gestellt werden können“, so Bernhard Schulz, Geschäftsführer von Compensation2Go. Als Jurist und Vielflieger ist dieser sich der Problematik durchaus bewusst und entschied sich, ein bestehendes System anzupassen.
Automatisierter Prozess errechnet wahrscheinliche Entschädigungs-Summe
Bis vor kurzem gab es durchaus schon Firmen, die den Kunden den Weg zum Gericht erspart haben. Gezahlt wurde aber erst, wenn der Prozess erfolgreich war. Schulz’ Start-up funktioniert etwas anders. Denn hier erhält der Kunde bereits maximal nach 24 Stunden einen Anteil seiner Entschädigungsansprüche, wenn die Erfolgschancen denn entsprechend sind: „Meist entschädigen wir den Kunden schon in ein bis zwei Stunden“, erklärt der 21-Jährige.
Ein automatisierter Prozess stuft die Chancen individuell ein (unter anderem anhand von Wetterberichten und Zeitungsartikeln) und bearbeitet den Fall. Auch dieses neue Modell bieten mittlerweile immer mehr Unternehmen an, beispielsweise „Wirkaufendeinenflug“ und „EUflight“.
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Innerhalb von 25 Tagen hat der Hamburger Student den Algorithmus für seine Webseite programmiert und innerhalb des letzten Jahres weiter verfeinert. Mittlerweile sitzt das Unternehmen mit fünf Mitarbeitern im Exzenterhaus. Der Kundenkontakt funktioniert größtenteils online, meist ist ein persönlicher Kontakt gar nicht nötig. „Wir haben auch schon Fälle per Post bearbeitet, aber das ist selten“, klärt Schulz.
Zusammenarbeit mit Bochumer Kanzlei
Der Sitz in Bochum lag nahe, denn hier ist ebenfalls die Wirtschaftskanzlei „haas und partner“ verortet, welche die Prozesse des Unternehmens bearbeitet. Innerhalb des ersten Jahres möchte das Startup zwischen 2000 bis 3000 Fälle bearbeiten. Sollten die Prozesse dann verfeinert sein, hält Schulz eine Ausweitung des Unternehmens auf andere Länder nicht für unwahrscheinlich: „Der deutsche Markt steht unter Druck, da die Fluggastrechte gut durchsetzbar sind.“ In anderen Ländern gäbe es Unternehmen wie das seine noch nicht.