- Bochum hat viele spannende Denkmale, momentan aber zu wenig Personalkapazität für den Denkmalschutz
- Aus den Reihen der Politik wird Sorge laut darüber, dass die Stadthistorie zu wenig Beachtung findet
- Vor allem für bekannte und markante Gebäude wie die Opel-Verwaltung in Laer könnte das Folgen haben
Bochum will sich neu erfinden: als Stadt des Wissens, als Stadt für Möglichmacher und als Stadt neuer, moderner Arbeitsplätze. Dabei droht sie die Vergangenheit aus den Augen zu verlieren. In der Unteren Denkmalbehörde bleibt die Arbeit liegen. Mit Folgen. Im April musste in Wattenscheid ein 1629 errichtetes Fachwerkhaus abgerissen werden. „Weil es an Personal fehlt, habe sich der Denkmalschutz nicht kümmern können, hat man uns gesagt“, so Ratsmitglieder Karl-Heinz Sekowsky (UWG) gegenüber der WAZ. Aus seiner Sicht ein unhaltbarer Zustand: So sieht es auch UWG-Bezirksvertreter Klaus-Peter Hülder: „Eine Stadt, die ihre Denkmale nicht schützen kann, verliert nicht nur ihr Profil.“
Nicht auszudenken, weitaus prominentere Denkmal-Kandidaten als jenes Haus in Wattenscheid könnten Opfer des Personalengpasses werden. Das Opel-Verwaltungsgebäude in Laer etwa ist nur vorerst bis Anfang 2018 unter Schutz gestellt. Und sein neuer Eigentümer, die Landmarken AG, hat bei den Plänen zur Entwicklung der Immobilie zum „Innovation Campus“ bestimmt die steuerlichen Vorteile und Fördermöglichkeiten eines Denkmals in Betracht gezogen.
„Keine Sorge“, sagt Eckart Kröck, Leiter des Amtes für Stadtentwicklung und Bauordnung. Bei Gebäuden wie der Opel-Verwaltung, dem Nordbahnhof oder der Ruhr-Uni „brennt bestimmt nichts an“. Allerdings räumt er ein, dass weniger bekannte und nicht-öffentliche Gebäude unter den Tisch fallen könnten. Fakt ist: „Seit geraumer Zeit kann die Behörde keine Eintragungen in die Denkmalliste vornehmen. Dabei handelt es sich um eine gesetzliche Pflichtaufgabe“, wie die Verwaltung nach einer Anfrage aus der Politik einräumt.
Mit 3,5 Stellen sollte die Denkmalbehörde eigentlich ausgestattet sein. Momentan seien es nur zwei. Eine Folge des Personaldeckels, dem die Stadt wegen des Haushaltssicherungskonzepts unterliege. Ein „Dilemma“ für die Bauverwaltung, so Eckart Kröck. Er hofft, dass sich die Personalsituation bald bessert – und verweist auf die Nachbarschaft. Witten, nur ein Viertel so groß wie Bochum, habe ebenfalls zwei Mitarbeiter in der Denkmalbehörde. Dortmund, nicht viel größer als Bochum, beschäftige zehn Mitarbeiter in diesem Bereich.