Bochum. . Ärzte beobachten zwar keine Impfmüdigkeit, aber viel Halbwissen rund um die Influenza. Vor allem Risikogruppen raten sie zum Stich in den Arm.
- Im Jahr 2015 wurden 13 000 Impfungen weniger gegen Influenza verabreicht als noch vor fünf Jahren
- Eine der Ursachen sei die unbegründete Angst vor Nebenwirkungen, sagt Hausarzt Christian Deppe
- Neben der Spritze gegen Grippe gibt es weitere Möglichkeiten, um sich vor den Erregern zu schützen
Immer weniger Bochumer lassen sich gegen Grippe impfen. Die Zahlen sind seit Jahren rückläufig. Christian Deppe vom Bochumer Hausärztenetz spricht zwar nicht von genereller Impfmüdigkeit, Patienten wüssten aber oft nicht genau über die Influenza bescheid.
Herr Deppe, die Impfzahlen sinken, werden die Bochumer impfmüde?
Deppe: Nein, die Impfbereitschaft hängt von der Härte der Grippewelle der Vorsaison ab. Nachdem die Schweinegrippe damals viel schwächer ausfiel als befürchtet, sanken die Impfzahlen auch. Das lässt sich also nicht pauschalisieren. Manche halten die Krankheit jedoch für eher harmlos.
Wie meinen Sie das?
Man verwechselt die Grippe oft mit einem Erkältungsinfekt. Die Influenza fällt schwerer aus, mit mehr als 39 Grad Fieber und Muskelschmerzen liegt man wochenlang flach. Die Krankheit kann tödlich sein, sogar für junge Menschen.
Also würden Sie eine Impfung grundsätzlich empfehlen?
Ja, nicht nur den Risikogruppen (Ältere über 60, Menschen mit Atem- oder Kreislauferkrankungen, Beschäftigte in Jobs mit viel Publikumsverkehr), sondern auch Jüngeren, Schwangeren ab dem vierten Monat und Kindern ab zwei Jahren.
Bis wann ist eine Impfung sinnvoll?
Noch bis zum Jahreswechsel. Von Januar bis in den März dauert für gewöhnlich die Grippewelle, vor der man sich schützen sollte.
Wie wirkt der Grippe-Impfstoff ?
Die drei häufigsten Influenzastämme der Saison – zwei davon sind dieses Jahr neu – werden in abgeschwächter Form injiziert, im Körper wird dadurch eine Immunreaktion ausgelöst. Es gibt auch eine Vierfach-Impfung, die noch mehr Schutz bietet, für die man aber meist selbst zahlen muss.
Was kostet die Prozedur?
Unter 25 Euro. Für die Dreifach-Impfung übernehmen in der Regel die Krankenkassen die Kosten, bei Risikogruppen ist das immer der Fall. Auch Privatversicherte erhalten oft das Geld zurück.
Dennoch verzichten viele Menschen bewusst auf den Pieks in den Arm.
Das hängt auch mit der Furcht vor potenziellen Nebenwirkungen zusammen. Die Sorgen vieler Menschen diesbezüglich sind aber unbegründet. Manche fühlen sich nach einer Grippe-Impfung krank, einen statistischen belegbaren Zusammenhang gibt es aber nicht. Ein leichter Infekt kann nach der Grippe-Impfung zwar selten auftreten, ebenso wie Muskelbeschwerden. Das ist aber nichts im Vergleich zur eigentlichen Influenza. Auch neurologische Folgeerkrankungen sind die absolute Ausnahme.
Wie kann man sich sonst noch schützen?
Auch wenn man sich gegen drei Influenzastämme impfen lässt, kann man immer noch an einem anderen oder einem Infekt erkranken. Dagegen hilft vor allem eins: Hygiene. Gründliches Händewaschen oder Desinfektionsspray sind in der Grippesaison besonders sinnvoll. Viel Sport und viel trinken helfen ebenso wie warme Kleidung.