Bochum. Dramatische Szenen spielten sich beim Großbrand im Bergmannsheil ab. Patienten hatten Bettlaken verknoteten, um sich vom Balkon abzuseilen.
- Dramatische Szenen spielten sich beim nächtlichen Großbrand im Bergmannsheil ab
- Patienten hatten vor, sich an verknoteten Bettlaken vom Balkon abzuseien
- Zum Glück war die Feuerwehr rechtzeitig mit einer Drehleiter zur Stelle
Verknotete Bettlaken kündeten noch am Freitagmittag von den dramatischen Szenen, die sich in der Nacht im Bettenhaus 1 im Bergmannsheil abspielten. Zwei Patienten hatten ihre Laken verknotet, um sich auf den darunter liegenden Balkon abzuseilen. Der lebensgefährliche Rettungsversuch war zum Glück nicht erforderlich: Die Patienten wurden zuvor von der Feuerwehr mit einer Drehleiter aus dem brennenden Gebäude befreit.
16 weitere Patienten hatten weniger Glück. Sie wurden bei dem verheerenden Feuer verletzt (sieben davon schwer) und werden nun in sicheren Abteilungen der Klinik versorgt; von Lebensgefahr war am Nachmittag zum Glück keine Rede mehr. Die Hilfsangebote Bochumer Kliniken mussten nicht wahrgenommen werden. Vier Patienten wurden mit Hubschraubern in Krankenhäuser unter anderem in Aachen und Leipzig ausgeflogen – nicht, weil sie bei dem Brand verletzt wurden, sondern weil ihre Krankheit einer Spezialbehandlung bedarf, die in Bochum vorerst nicht gewährleistet werden kann.
Statiker nimmt Arbeit auf
Ob das Haus 1 erhalten werden kann oder abgerissen werden muss, war am Freitag noch ungewiss. Baustatiker haben die Arbeit aufgenommen. Auch ohne das Bettenhaus und die OP-Säle im 7. Stock sei die Universitätsklinik jedoch „handlungs- und einsatzfähig“, versicherte Geschäftsführer Ralf Wenzel am Morgen vor der Presse. Vorerst geschlossen bleiben muss wegen des Löschwassers die Klinikküche im Untergeschoss. Das St.-Josef-Hospital und das THW haben zugesichert, die Verpflegung der Patienten bis mindestens zum kommenden Dienstag zu übernehmen.
Gut verpflegt wurden derweil die Einsatzkräfte. Nachbarn eilten noch in der Nacht mit frischem Kaffee herbei. Umliegende Einzelhändler und Bäckereien spendierten belegte Brötchen und weitere Stärkungen – zur Freude von Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD), der am frühen Morgen mit NRW-Innenminister Ralf Jäger den Brandort besichtigte und sich „tief erschüttert“ zeigte. Bei aller Trauer über die Toten gelte es, sich bei den Helfern zu bedanken, die durch die sofortige Evakuierung des Bettenhauses 126 Menschenleben gerettet hätten.
Gleiches sagte NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze. Sie machte sich am Nachmittag zusammen mit NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens vor Ort ein Bild. „Ob durch den Brand ein Schaden für die Forschung entstanden ist, ist zunächst völlig egal. Heute geht es darum, den Angehörigen der Toten unser Beileid auszudrücken und den vielen Helfern Dank zu sagen. Die Hilfe und Solidarität sind wirklich beeindruckend.“