Bochum. Wie sich bei Facebook Ärger über Straßenlärm an der A43 verbreitete. Gleichzeitig wurde ignoriert, dass dort gar kein Flüsterasphalt liegt.

  • Nachbarn der A43 klagen über lautere Autobahn seit der Sanierung
  • Viele Anwohner hatten offenbar gehofft, dass Flüsterasphalt verlegt werden würde
  • Flüsterasphalt ist aber wesentlich teurer und anfälliger

Wann ist man ein richtiger Bochumer? Laut der Facebook-Gruppe „Du weißt Du bist Bochumer wenn...“ auch dann, wenn man nachts nicht schlafen kann, weil die A43 trotz erneuertem Asphalt lärmt und scheppert. Im Sommer hat Straßen.NRW große Teile der Fahrbahn erneuert – seitdem sei die Autobahn lauter als zuvor. Einige Anwohner haben offenbar gehofft, dass der Geräuschpegel reduziert würde.

Losgetreten wird die Diskussion um drei Uhr in der Nacht: Eine Anwohnerin will wissen, ob sie nicht die einzige ist, die schlaflose Nächte wegen des Autobahn-Lärms hat.

Bürgerinitiative gegen den Lärm?

„Erst bauen ohne Ende und dann hinterher feststellen, dass der Effekt gar nicht funktioniert“, schreibt eine Bochumerin am nächsten Morgen. Etwa eine Stunde später schaltet sich Stadtratsmitglied Sebastian Pewny (Grüne) in die Diskussion ein: Das Problem sei der sogenannte “Flüsterasphalt“: Der sei noch nicht ausgereift, der lärmmindernde Effekt verkehre sich nach einiger Zeit ins Gegenteil. „Dass Straßen NRW den immer noch einsetzt, ist unglaublich. Die Ruhr-Uni hat bereits einen besseren entwickelt“, schreibt er.

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Auf WAZ-Nachfrage erklärt Pewny, der neue Asphalt, den die Fakultät für Bau- und Umweltingenieurswesen entwickelt habe, befinde sich noch in der Testphase. In wenigen Stunden schalten sich immer mehr Menschen in die Diskussion ein. Am frühen Nachmittag schlägt jemand vor, eine Bürgerinitiative zu gründen.

Anwohner hatten leiseren Asphalt erwartet

Was in der Hitze der Debatte übersehen, und auch von Diskutanten aus der Politik nicht angesprochen wurde: Die Fahrbahnerneuerung der A43 diente nie dem Lärmschutz. „Und wenn wir neuen Asphalt verlegen, ist es völlig normal, dass der am Anfang lauter ist“, sagt Sprecher Bernd Löchter. „Das erledigt sich nach einigen Wochen ganz von selbst.“

Doch offenbar haben einige Anwohner leiseren Asphalt erwartet. „Aber Flüsterasphalt ist kein Allheilmittel“, sagt Löchter. Die Nachteile: Er ist nicht nur teurer, sondern auch wesentlich pflegeintensiver und nicht so lange haltbar.

Während herkömmlicher Asphalt 15 bis 20 Jahre halte, müsse der lärmmindernde Asphalt schon nach acht bis zehn Jahren erneuert werden, erklärt Peter Beiske von Straßen.NRW in Bochum. Wer sich für Flüsterasphalt auf Autobahnen entscheide, entscheide sich auch für mehr Baustellen. Die Fahrbahnerneuerung im August diente nur der Ausbesserung: „Wir hatten größere Schäden im Asphalt“, so Beiske.

Andererseits: Dass es in der Nähe zur A43 zu laut ist, darin sind sich alle einig. Neue Lärmschutzmaßnahmen kommen aber erst 2020, im Zuge des großen Ausbaus. Ob es dann Flüsterasphalt werde, oder anderer Lärmschutz, steht noch nicht fest.