Mit einer, wenn auch schmal angelegten, Performance legte die Ruhrtriennale den Finger in die Wunde. Freiheit? Gleichheit? Brüderlichkeit? Was bedeutet das für den Einzelnen in unserer heterogenen europäischen Gesellschaft?
In der Ein-Mann-Performance „Schijn“ (Schein) wurde Freiheit vor allem zu einer Frage der Identität und des Gewissens. Im Refektorium, Teil des Kunstdorfes „The Good, the Bad and the Ugly“ an der Jahrhunderthalle, exerzierte der Schauspieler Fahd Larhzaoui dieses exemplarisch anhand der Biografie eines jungen Europäers mit ethnisch-kultureller marokkanischer Identität und homosexueller Orientierung durch. Dabei erhob die Performance auf der minimalistischen Bühne weniger den moralischen Zeigefinger; vielmehr zeigte sie einen gebrochenen Menschen.
Unter der Regie von Floris van Delft wird das beschwörende „I am happy“ des Schauspielers der englischsprachigen Performance immer reicher an Untertönen. „Ich habe drei Kinder, die ich sehr liebe und eine wunderschöne Frau“. Der gesellschaftlich anerkannte Lebensweg des Protagonisten erwies sich allerdings zugleich als seine größte Lebenslüge. Lebenswege abwägend zwischen Glück, Gewissen, Gesellschaftsdruck und Identität, forderte Larhzaoui immer wieder ebenso ehrliche Antworten von den Besuchern ein: „Bist du glücklich?“