Bochum. . Österreichs politischer Senkrechtstarter Sebastian Kurz (29) sprach am Dienstag auf Gut Mausbeck. Junge-Union-Chef Paul Ziemiak hatte den Kontakt vermittelt.

  • Sebastian Kurz zu Gast auf Gut Mausbeck in Gerthe
  • 200 Gäste spenden dem jüngsten Außenminister der Welt Beifall
  • 29-Jähriger fordert Umdenken in der Flüchtlingsfrage

Wohl selten waren sich Mitglieder von CDU und AfD so einig wie am Dienstag in Gerthe beim Auftritt des österreichischen Außenministers Sebastian Kurz. Denn zweifelsfrei stellten Sympathisanten dieser Parteien die Mehrheit unter den 200 Gästen auf Gut Mausbeck. Und sie spendeten Kurz viel Beifall für dessen Worte zu den „Herausforderungen Europas“ – angelehnt an den Titel der Bochumer Veranstaltungsreihe „Herausforderung Zukunft“.

Der politische Senkrechtstarter der Österreichischen Volkspartei ÖVP gilt als Mann klarer Worte. Kurz kritisierte die Flüchtlingspolitik in der Europäischen Union und die aktuellen Entwicklungen in der Türkei. In Bezug auf Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte entwickele sich die Türkei „extrem negativ“. Der Putsch sei zu verurteilen, aber ebenso die jetzt laufende „Säuberungswelle gegen Andersdenkende“. So wichtig der „Flüchtlingsdeal“ mit der Türkei sei, „er bedeutet nicht, dass die Türkei automatisch Mitglied der EU werden soll“, sagte der 29-Jährige.

Umdenken in der EU

er „jüngste Außenminister der Welt“, wie ihn Gastgeber Sascha Hellen vorgestellt hatte, forderte zudem ein Umdenken in der EU in der Flüchtlingspolitik. Nicht die Unterbringung der Flüchtlinge, sondern deren Integration und ihr Einstieg in den Arbeitsmarkt seien riesige Herausforderungen.

Viele Flüchtlinge seien, anders als es in den Medien häufig dargestellt werde, „sehr schlecht qualifiziert und ein gewisser Anteil nicht einmal alphabetisiert“. Europa müsse den Zustrom von Flüchtlingen an den Außengrenzen reduzieren. „Die Basis für ein Europa ohne Grenzen nach innen sind funktionierende Außengrenzen“, so Kurz.

Der derzeit vermutlich beliebteste Politiker Österreichs rief in Bochum insgesamt zu mehr Gemeinsamkeit in der EU auf – auch mit Blick auf den Austritt der Briten. „Die EU muss stärker in den großen Fragen werden und gleichzeitig subsidiärer in den kleinen Themen, die auf regionaler oder nationalstaatlicher Ebene entschieden werden können. Es ist nicht notwendig, dass die EU regelt, wie die Speisekarten ausschauen sollen und ob die Allergene darin festgeschrieben sind oder nicht, es ist aber notwendig einen gemeinsamen Außengrenzenschutz zusammenzubringen, eine gemeinsame Außenpolitik zu schaffen, eine gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungs- und auch Wirtschafts- und Energiepolitik endlich auf den Weg zu bringen.“

Möglich gemacht hatte den Besuch Kurz’ der Vorsitzende der Jungen Union, Paul Ziemiak. Der 30-jährige aus dem Sauerland will 2017 im Wahlkreis Bochum II/ Herne als Nachfolger von Ingrid Fischbach für den Bundestag kandidieren.