Bochum.. Jedes Jahr werden 20 Kinder verletzt. Die Polizei setzt auf Geschwindigkeitskontrollen, die Mitarbeit der Eltern und die Lernfähigkeit der Kinder.
Wenn in der nächsten Woche nach dem Ende der Sommerferien wieder die Schule beginnt, wird es vor etlichen Schulen wieder zu gefährlichen Situationen kommen. Einige Eltern bringen ihre Kinder dann bis fast vor das Schultor, gefährden damit ihre und andere Kinder, sich und andere Verkehrsteilnehmer. „Sie parken dann gerne auch mal in zweiter Reihe“, sagt Polizeihauptkommissar Siegfried Klein. Er wird zum Schulstart wieder gezielt mit seinen Kollegen und in Zusammenarbeit mit der Verkehrswacht im Nahbereich der Schulen aktiv werden, Eltern und Kinder Tipps für einen sicheren Schulweg geben. Seine Hoffnung dabei ist, dass die Zahl der Kinder, die auf dem Schulweg verletzt werden, nicht steigt, sondern sinkt.
„Die Zahl aber hat sich zuletzt bei ungefähr 20 verletzten Kindern eingependelt. Im vergangenen Jahr wurden in Bochum/Witten/Herne 22 Kinder verletzt“, sagt Klein. „Drei davon schwer. In den Jahren davor waren die Zahlen ähnlich: 2011 gab es 22 verletzte Kinder, 2012 15, 2013 21 und 2014 20. Zum Glück ist noch kein Kind gestorben. So soll das bitte auch bleiben.“
Die Polizei setzt auf Geschwindigkeitskontrollen, die Mitarbeit und das Verständnis der Eltern sowie die Lernfähigkeit der Kinder. „Wir werden sie auf ihrem Schulweg begleiten. Wir wollen einen Beitrag leisten, damit die Schulwege sicher sind. Viele Eltern glauben immer noch, dass sie die Kinder bis direkt vor die Schule fahren müssten. Da kommt es dann zu gefährlichen Situationen vor den Schulen. Wir versuchen es immer mal wieder mit besonderen Elternparkplätzen. Da können die Kinder dann aussteigen und noch ein paar Meter alleine laufen.“
Verkehrsexperten geben Tipps für Eltern und Kinder
Für Polizeihauptkommissar Siegfried Klein hat die Vorbereitung der Kinder auf die Schule und ihren Weg dahin am besten bereits begonnen. „Gut wäre es“, sagt er, „wenn die Eltern mit ihren Kindern den Schulweg schon in den Ferien üben würden. Dann hätten sie schon eine gewisse Sicherheit.“ Am 25. August, nächste Woche Donnerstag, steht für 2850 Kinder in Bochum der allererste Schultag an, sie werden eingeschult.
Gezielt im Nahbereich der Schulen aktiv
Viele neue Dinge müssen sie lernen. Dazu gehört auch, sicher zur Schule und nach Hause zu kommen. Damit das gelingt, wird die Polizei besonders in den ersten drei Schulwochen wieder gezielt im Nahbereich der Schulen aktiv werden. Das macht sie bereits seit vielen Jahren so. „Wir wollen möglichst viele Schulen und Kinder erreichen“, sagt Klein. „Deshalb werden wir uns mit den Bezirkspolizisten absprechen, wer wo und wann steht. Darüber hinaus versuchen wir auf die anderen Verkehrsteilnehmer einzuwirken, dass sie vor Schulen langsamer fahren und auf die Schulkinder achten. Wir werden auch Geschwindigkeitskontrollen durchführen.“
Der Einsatzplan stehe bereits, sagt Klein. „Für uns geht es bereits am 24. August, also einen Tag vor der Einschulung, los. Ich sage immer zu den Kollegen, bleibt Mensch. Die Kinder und auch ihre Eltern sind an diesem Tag so aufgeregt, da muss man manchmal schon mal eine Auge zudrücken.“
In machen Situationen aber kann das Klein nicht. „Wir beobachten immer wieder, dass Kinder im Auto nicht angeschnallt sind, oder dass es für sie keinen Kindersitz gibt. Das geht nicht. Da müssen wir eingreifen. Ebenso, wenn Eltern meinen, sie müssten ihre Kinder am besten direkt bis vor das Schultor fahren. Ich hatte es schon einmal mit einer Frau zu tun, die hat am Hustadtring in zweiter Reihe angehalten, um ihr Kind aussteigen zu lassen. Sie hat damit den Ring komplett zugemacht. Als ich ihr das gesagt habe, hat sie dann ihr Fehlverhalten noch nicht einmal eingesehen. Da war dann ein Bußgeld fällig.“ Am meisten freut sich Klein deshalb auch „über alle, die zu Fuß kommen. Es bringt keinem Kind etwas, wenn es von der Haustür zum Schuleingang gefahren wird“.
Gut findet er deshalb den sogenannten „Walking Bus“. Dabei geht nur ein Elternteil mit, sammelt Kinder auf dem Weg quasi ein. So bildet sich eine größere Gruppe von Kindern. Kein Kind geht allein. „Das steht und fällt aber mit den Eltern. Da will sich nicht jeder einbringen. Gleiches gilt für Elternlotsen oder Eltern als Verkehrshelfer an neuralgischen Punkten. Dafür Eltern zu finden, ist bisweilen richtig schwer. Da drängt sich dann das Gefühl auf, die Eltern hätten zu wenig Zeit für ihre Kinder.“ Am besten sei aus seiner Sicht ohnehin, Kinder so weit sicher zu machen, dass sie ihren Schulweg alleine gehen können. Klein: „Kinder, die selbstständig agieren, sind bessere Verkehrsteilnehmer. Sie wissen dann, wo sie besonders auf den Straßenverkehr achten müssen.“