Gerthe. . Im August 1912 starben bei einer Schlagwetterexplosion 118 Kumpel auf der Zeche Lothringen. Bergmanns-Kameradschafts-Verein Gerthe 1891 gedenkt der Toten
Das Schwarzweiß-Bild spiegelt die ganze Dramatik dieses Tages: Vor der Zeche Lothringen, im Hintergrund der Förderturm, reihen sich Särge aneinander, umringt von ernst dreinblickenden Männern in Uniform. Im August 1912 kamen über 100 Bergmänner auf der Zeche Lothringen bei einer Schlagwetterexplosion ums Leben.
Die Anteilnahme war groß; auch Kaiser Wilhelm II. eilte an den Unglücksort. Den Bergleuten Strauch und Brüggestraß, die beide bei dem Unglück einen Sohn verloren hatten, sprach er Trost zu und fragte nach den Familienverhältnissen. Später besuchte der Kaiser die Verletzten im Krankenhaus Bergmannsheil. Beileidstelegramme kamen vom Präsidenten Fallières aus Frankreich und von der italienischen Regierung.
Die meisten der verunglückten Kumpel wurden vier Tage später auf dem Friedhof der damals noch selbstständigen Gemeinde Gerthe bestattet. „In Reihengräbern, wie damals üblich nach Konfessionen getrennt“, weiß Peter Dittert, Sachgebietsleiter der Friedhofsunterhaltung beim Technischen Betrieb.
An sie erinnert die Statue des bronzenen Bergmanns auf dem städtischen Friedhof in Gerthe. Traurig, mit hängendem Kopf und gefalteten Händen. Neben ihm liegen eine Spitzhacke und eine umgefallene Grubenlampe.
70 Schachtanlagen in Bochum
Bis heute ist das Unglück auf Lothringen unvergessen. Der Bergmanns-Kameradschafts-Verein Gerthe 1891, der in diesem Jahr 125 Jahre alt wird, hält an der Tradition fest: Der Knappenvorstand gedachte der Verunglückten,legte ein Blumengebinde an der Gedenktafel im Hiltroper Volkspark nieder.
Hans Mohlek, 2. Vorsitzender: „345 Meter unter der Erde fanden bei einer der schlimmsten Schlagwetterexplosionen im deutschen Kohlebergbau 118 Kumpel einen fürchterlichen Tod. Mit einem Gedicht des Bochumer Bergbau-Dichters Heinrich Kämpchen haben wir noch einmal an die Gefahren erinnert, die auf den Bergmann im dunklen Loch lauern. Sie bringen ,tausendfachen Tod und Ungemach’.“
„Wenn der Bergmann in die Grube fährt, weiß er nicht, ob heil er wiederkehrt“: Dieser Satz wurde nach der Feier von den Teilnehmern in Erinnerung ihrer eigenen Bergmanns- Tätigkeit engagiert diskutiert. Viele dunkle Erinnerungen kamen wieder zutage. Mohlek: „Das Unglück berührt auch heute noch viele Gerther. Zum 104. Jahrestag sagen deshalb nicht nur die Gerther Knappen, sondern alle dem Bergbau im Bochumer Norden Verbundenen ein schmerzliches Glückauf.“
Die Kohle verhalf Bochum über viele Jahrzehnte zu einer wirtschaftlichen Blütezeit. Die Stadt war 1929 mit über 70 Schachtanlagen die zechenreichste in Europa.
Die Zeche Prinz-Regent wurde mit Beginn der Kohlekrise 1960 als erste Großanlage stillgelegt. Die letzte war die Zeche Hannover im Jahr 1973; damit war in Bochum die Bergbau-Ära beendet.