Bochum. . Ein Katholischer Theologe, ein Maschinenbauer und ein Biologe wollen Deutschlands größte Kirche und religiöses Wahrzeichen Nummer eins ganz neu erfahrbar machen. Projekt heißt „Silentmod“

  • Während der Spielemesse Gamescom in Köln sollen die jungen Besucher auch in den Dom kommen
  • Domprobst Bachner: „Der Dom ist kein Zirkus. Wir haben Respekt, müssen aber auch mal neue Wege gehen“
  • An den drei Abenden ab Donnerstag (18. August) sind von 22 bis 2 Uhr nachts Lichtinstallationen geplant.

Köln wird erneut zum Zentrum der Computerspieler. Die Computerspielmesse Gamescom wird kommende Woche 500 000 Besucher in die Stadt locken. Zeitgleich finden dort die Videodays statt, Europas größtes Youtuber-Treffen, und das Gamescom-Cityfestival. Bespielt wird auch der Kölner Dom. Er soll zu einer besonderen Anlaufstelle für die zumeist jungen Besucher der Veranstaltungen werden. Sie sollen auf ungewöhnliche Art und Weise angesprochen werden. Drei Forscher der Ruhr-Uni haben sich dafür im Projekt „SilentMOD“ zusammengeschlossen: ein Theologe, ein Maschinenbauer und ein Biologe.

Das Team von Prof. Dr. Matthias Sellmann vom Zentrum für angewandte Pastoralforschung (ZAP) der Ruhr-Uni hat in Absprache mit der Hohen Domkirche die inhaltliche Gestaltung des Projekts übernommen. Dazu zählen Lichtinstallationen, ein 3D-Videomapping an der Eingangspforte („Pforte der Barmherzigkeit“), Livemusik (DJs „Blank and Jones“) und ein ganz spezieller Duft. „Die Projektpartner wollen das Event-Wochenende nutzen, um den Dom als Deutschlands größte Kirche und religiöses Wahrzeichen Nummer eins neu erfahrbar zu machen“, sagt Tabea Steinhauer, Pressesprecherin der Ruhr-Uni. „Als ruhenden Pol in einer bewegten Stadt, als Raum für Krafterfahrung oder in der Sprache der Gamer: als Server.“ So sollen gezielt junge Menschen angesprochen werden, die nicht gläubig sind. „Wir können nicht einfach eine bestimmte Gruppe aus dem Blick verlieren“, sagte Domprobst Gerd Bachner. „Der Dom ist kein Zirkus. Wir haben Respekt, müssen aber auch mal neue Wege gehen.“

Hatt entwickelt Domduft

Die künstlerische Leitung liegt bei Rupert König und Dr. Marius Stelzer, Pastoralreferenten im Bistum Münster. Marius Stelzer ist zudem wissenschaftlicher Mitarbeiter am ZAP. Projektmanager ist Michael Swiatkowski (ZAP). König und Stelzer konnten zusammen mit Prof. Sellmann zwei weitere Forscher der RUB für das Projekt gewinnen: den Riechforscher Prof. Hanns Hatt und den Ingenieur Prof. Bernd Kuhlenkötter.

Hatt hat nach „Knowledge“, dem Duft zum 50. Geburtstag der Ruhr-Uni, erneut einen neuen Duft entwickelt: Incense 2.0 – in Anlehnung an das lateinische Wort für Weihrauch (Incensum). Es ist eine Mischung aus Weihrauch, Myrrhe, Orangen- und Limettenöl. Parfümeur Marc vom Ende kreierte aus den Substanzen eine Mischung, die die Firma Symrise eigens für die Installation im Dom produziert.

Bei einem weiteren Teilprojekt kommen Robotertechnik und das Know-how vom Lehrstuhl für Produktionssysteme der Ruhr-Universität zum Einsatz. Da der Kölner Dom der Ort der Heiligen Drei Könige ist, sollen diese den Besuchern des Domes Wegweiser sein. Das erfolgt zum einen durch drei Lichttunnel, die die Länge des Raumes durchmessen. Zum anderen werden im Innenraum des Doms drei Industrieroboter aufgestellt, die jeweils für einen der Sterndeuter stehen. Diese Konstellation ist der Ausgangspunkt für eine Laser-Supernova, einen „Stern von Bethlehem 2.0“, der in den Kirchenraum hinein strahlt.

Ergänzt wird die Lichtinstallation durch Lichtzeichen außen. Wenn es dunkel wird, geht von den beiden Turmhelmen ein pulsierendes, blaues Licht aus. Im Abstand von etwa 90 Sekunden wird es intensiviert und wieder abgeschwächt. Das simuliert das Stand-by-Licht eines Computers. Weithin sichtbar soll so der Dom seine ruhende Kraft ausstrahlen.