Es gibt Themen, die gehen immer, da kann jeder mitreden. Das Wetter ist eins dieser Themen. Oder Gesundheit. Was aber auch immer geht: Müll. Den macht jeder, täglich, viel. Auch die zwölf WAZ-Leser, die sich bei der Serie „WAZ öffnet Pforten“ für den Besuch der Abfallverwertungsanlage Eco-City des Umweltservice Bochum (USB) beworben haben. Sie wollen wissen, was mit ihrem Müll passiert.
An der Oberen Stahlindustrie 8, da ist der USB mit der Sperrmüll-Aufbereitung, dem Hausmüll-Umschlag und einer Sortieranlage für Gewerbemüll beheimatet, können sie es sehen. Und bald auch heftig riechen.
Noch aber sind sie in einem Besprechungsraum vorne beim Empfang des USB, trinken Kaffee, essen ein Stück Kuchen. Der USB sorgt für Stärkung und Vorab-Informationen. Zum Beispiel darüber, wieviele Menschen an diesem Standort arbeiten (32 im Drei-Schicht-System) und wieviel Sperrmüll dort jährlich aufbereitet wird (70 000 Tonnen). Sprecher Jörn Denhard, der zusammen mit Betriebsleiter Marc Homann die besondere Besuchergruppe über das Gelände und in die Herzen der Anlagen führen wird, hat vor dem Beginn der für 90 Minuten angesetzten und am Ende dann mehr als zwei Stunden dauernden Führung zudem mehrere wichtige Hinweise für die WAZ-Leser.
Höhenangst und Herzschrittmacher
„Menschen mit Herzschrittmacher müssen die Anlage meiden. Sie könnten von bestimmten Großgeräten hier auf dem Gelände beeinflusst werden. Stauballergiker bekommen Probleme und an manchen Stellen, wenn wir über Bodenroste laufen, durch die man nach unten sehen kann, sollte man am besten keine Höhenangst haben. Und, ach ja, der süßliche Geruch setzt sich in den Klamotten fest. Auch das kann unangenehm sein.“ Das aber ist für die Leser zunächst kein Problem. Einen Herzschrittmacher oder Höhenangst hat auch keiner. Und dass sich der süßliche Geruch, der über dem Gelände liegt und mal mehr und mal weniger stark wahrzunehmen ist, sich dann tatsächlich, wie von Denhard erwähnt, in den Klamotten festsetzt, werden sie erst viel später merken.
Alle eint der Wunsch, sich ein Bild über die Anlage zu machen, den Weg des Mülls, ihres Mülls zu erfahren. Es ist eine große Anlage, weitläufig, und an machen Stellen hat man das Gefühl, in einem großen Raumschiff zu stehen.
So wie in der Halle, in der sogenannter „Gewerbemüll“ aufbereitet wird. Dabei wird dann der Müll solange getrennt, sortiert, verkleinert, bis daraus wieder ein Material entsteht, das als Ersatzbrennstoff dienen kann. Es ist ein leichtes Gemisch aus Kunststoffen. Förderband reiht sich hier an Förderband. Es ist laut. Es ist staubig. Es ist warm. Es stinkt. Es ist Müll. Über unzählige Treppen können die Leser ihn begleiten.
Auf den Bändern gibt es einiges zu entdecken: noch gefüllte Pet-Wasserflaschen, einen Arm einer Spielzeugpuppe, ganze Wollknäuel, Schuhe, auch Steine. „Ich habe hier sogar schon mal eine Bowlingkugel entlangfahren sehen“, sagt Denhard. Es gibt nichts, was die Menschen nicht irgendwann wegschmeißen.
In Bochum landet es dann später an der Oberen Stahlindustrie 8. Für den meisten Müll ist das aber nur eine Zwischenstation. Bochum ist Mitglied im Eco-City-Abfallzweckverband. Aus Bochum geht Müll, der später verbrannt werden soll, nach Herten oder Wuppertal in die Verbrennungsanlagen. In Bochum wiederum wird Sperrmüll aus Herten, Herne, dem Kreis Recklinghausen und Remscheid gesammelt. „Hier entstehen dann Holzhackschnitzel daraus“, sagt Betriebsleiter Homann. Unmengen von Sperrmüllresten liegen in dieser Halle. Ein Mann wuchtet mit einem Sortierbagger Müll von links nach rechts, sortiert, räumt. Mit dem Bagger sieht das spielerisch leicht aus. Ist aber schwere Arbeit. „Um das richtig gut zu können, braucht man sehr viel Erfahrung“, sagt Homann. „Wenn uns da ein Kollege verlässt, der das viele Jahre gemacht hat, entsteht erst einmal eine große Lücke. Bis ein neuer Kollege ähnlich schnell und fehlerfrei arbeitet, dauert es sehr lange.“