Adolf S. ist vor einigen Monaten verstorben. 12 600 Euro ist der Nachlass wert, den der 79-jährige Bochumer hinterlassen hat. Haben will ihn bislang niemand. Alle ermittelten Erben haben die Erbschaft ausgeschlagen. Reagiert nun niemand auf die öffentliche Aufforderung des Amtsgerichts, binnen sechs Wochen seine möglichen Erbansprüche anzumelden, fällt das Vermögen von Adolf S. an das Land NRW.

So wie in 166 Fällen im Vorjahr, in denen NRW als Erbe nach dem Tod von Bochumern profitierte. Elfmal gehörte auch Grundbesitz zur Erbmasse. Beides, die Zahl der Fiskalerbschaften und damit verbundene Grundbesitze, ist im Vergleich zum gesamten Regierungsbezirk (317; 37) hoch. „Wir wissen nicht, woran das liegt“, so Benjamin Hahn, Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg.

Auch 2014 hatte es zahlreiche Fälle gegeben, in denen das Land als Erbe für verstorbene Bochumer übrig blieb: 125 Fälle gab es insgesamt, acht Mal gehörte Grundbesitz dazu – landesweit waren es insgesamt 311 Fälle mit 44 Grundbesitzanteilen.

Einnahmen von 1,1 Millionen Euro

Für NRW ist eine Erbschaft zwar auch mit Kosten verbunden. So sind 360 000 Euro allein 2015 angefallen, es wurden aber auch Einnahmen von 1,1 Millionen Euro erzielt. Unterm Strich ein Plus. Wie viel davon auf Bochumer Frauen und Männer zurückgehen, die keine Erben mehr hatten, deren Erben ihr Erbe ausgeschlagen haben oder die nicht ausfindig zu machen waren, lässt sich nicht sagen. „Das erfassen wir nicht“, so Benjamin Hahn. Fakt ist, hin und wieder kommt es zu bemerksenswerten Erbschaften. So sah sich das Land 2014 plötzlich als Besitzer eines Kiosks, den ein Bochumer ihm hinterlassen hatte.

Auch2016 fällt offenbar etwas für NRW ab. Bislang hat das Amtsgericht Bochum in 49 Fällen öffentliche Aufforderungen gemacht, um potenzielle Erben ausfindig zu machen. Zuständig für die Abwicklung des Nachlasses ist die Bezirksregierung. Das können große und kleine Geldbeträge sein, wie im Fall der unlängst verstorbenen Waltraud B., die 111,96 Euro plus Schmuck hinterlassen hat. Eines ist allerdings sicher: Der Staat wickelt den Nachlass nur ab, übernimmt aber keine Schulden.

Die Zahl der Fiskalerbschaften hat in den vergangenen Jahren in NRW deutlich zugenommen. Sie wuchs von 570 (2003) auf 977 (2012) und damit binnen neun Jahren um 71 Prozent. 5,3 Millionen Euro blieben 2012 nach Abzug der Kosten für die Landeskasse übrig, 2014 waren es 5,5 Millionen Euro.