Ein "Bahntrassenkonzept" der Stadt sieht den Ausbau alter Verbindungsgleise der Montanindustrie zu Fuß- und Radwegen vor. Ein teures Vorhaben, das mit dem Regionalverband gestemmt werden soll.

Die Wiederentdeckung der über die Stadt verstreuten alten Bahntrassen kommt einer Abenteuer-Wanderung gleich. Man muss sie planmäßig angehen. Das heißt a) zuvor genau die Karte studieren, und b) sich vor dem Strolchen durchs Unterholz, durch Sommerflieder und Brombeergebüsch nicht Bange zu machen.

Alte Gleise in Bochum
Alte Gleise in Bochum © WAZ

Rund um die "Provitze" in Hofstede zum Beispiel kann man ohne weiteres einen ganzen Nachmittag damit zubringen, nach Spuren der alten Hannibal-Zechenbahnen, der Salzstrecke und der Zubringergleise für den Riemker Bahnhof zu suchen. Auch der Schienenweg, der sich vom Bahnhof Nord bis Weitmar/Springorum erstreckt, ist spannend. Zugänglich sind diese Routen eigentlich nicht. Aber sie sollen es werden.

Dafür hat die Stadt ein "Bahntrassenkonzept" geschmiedet, als einen weiteren Baustein auf dem Weg zur fahrradfreundlichen Stadt. Die Idee: Ein vernetztes System von Geh- und Radwegen, das der "siedlungsnahen Erholung" (= Freizeitnutzung) dient. Weil viele Altgleise überörtlich verknüpft werden könn(t)en, bieten sie auch einen guten Beitrag zur Tourismusförderung im Revier.

Dass so etwas funktioniert, hat die Erzbahntrasse bewiesen. Die frühere Werksbahn zwischen dem Westpark/Jahrhunderthalle über Günnigfeld zum Rhein-Herne-Kanal wurde tip-top saniert und ist heute eine der am stärksten frequentierten Freizeitrouten im Ruhrgebiet überhaupt. Bochum hat insgesamt ca. 70 km alte Trassen zu bieten. Davon sind 30 km bereits zu Geh- und Radwegen umgebaut. Die längste der noch auszubauenden ist die "Springorum-Trasse" von BO-Nord über Altenbochum und Wiemelhausen nach Weitmar (6 Kilometer).

85 Verbindungspunkte mit dem bestehenden Alltags- und 36 mit dem Freizeitnetz haben die Planer für die zahllosen Trassen(abschnitte) dokumentiert - die Zahlen machen das Potenzial deutlich. Als "vordringlich" für den Ausbau gilt besagte Trasse nach Weitmar, die dann übers Neveltal bis Dahlhausen weiter führen würde ("Ruhrtal-Route").

Bleibt die Frage der Finanzierung. Der Umbau einer aufgelassenen Bahntrasse zu einem Geh- und Radweg ist teuer: Sanierung von Brücken, Ausbau der Schienen, Herstellung eines neuen Untergrundes, Einbau von Sicherungsgeländern etc. verschlingen Millionen-Summen. Von daher ist das Bochumer Bahntrassenkonzept nur mittel- bis langfristig umsetzbar, wobei die Planung und Ausführung in den letzten Jahren vom RVR durchgeführt wurden. Mit Mitteln des Regionalverbandes Ruhr wurde nach der Erzbahn 2007 die Kornharpener Bahn zwischen A 43 und Castroper Straße umgebaut. Die Lothringen-Bahn im Gerther Norden wird derzeit ebenfalls vom RVR ausgebaut.

Die Stadt ist, weil chronisch klamm, finanzierungstechnisch in der Hinterhand. "Je nach Haushaltsmöglichkeiten können Trassen auch in Teilabschnitten in eigener Regie ausgebaut werden", heißt es vorsichtig aus dem Rathaus.